Das passiert, wenn ein hartnäckiger Franzose einen anderen unter Druck setzt. Mit leichtem Zögern wurde Jean Rédélé von seinem Schwiegervater ermutigt, einen familienfreundlichen Sportwagen in sein Programm aufzunehmen, den Alpine A110 GT4. Denken Sie also nicht, dass er alle Hebel in Bewegung setzte, um diese Variante zu vermarkten, und so blieb dieses Auto, das nur 263 Mal produziert wurde, immer eine große Unbekannte.
Text & Fotografie: Aart van der Haagen
Der Protagonist in diesem besonderen Stück Alpengeschichte ist Charles Escoffier, ein Pariser Renault-Händler und erstklassiger Geschäftsmann. Er hatte seinem Schwiegersohn Jean Rédélé bereits 1955 als Leiter eines neuen Sportwagenlabels in den Sattel verholfen, das sich auf die Idee einer leichten Kunststoffkutsche mit zugrunde liegender zuverlässiger Renault-Technologie konzentrierte, in diesem Fall des 4CV. Glasfaserverstärktes Polyester steckte in Europa noch in den Kinderschuhen. Doch der Bodybuilder Chappe et Gessalin nutzte dankbar das in Amerika bereits vorhandene Know-how auf diesem Gebiet und kam in Autos wie der Chevrolet Corvette und dem Kaiser Darrin zum Tragen. Während Rédélé in der Kleinserienproduktion seines Sportbanners ein schönes Geschäftsmodell fand, begann Escoffier über den nächsten Schritt nachzudenken. Er drängte seinen Schwiegersohn, dass Alpine sein Sortiment um eine Version erweitern sollte, die hinten mindestens zwei Kinder unterbringt, um junge Väter für sich zu gewinnen.
Gegen seine Prinzipien
Rédélé war davon gelinde gesagt nicht begeistert, denn als Renn- und Rallye-Fanatiker wollte er sich nur mit kompromisslosen Sportwagen beschäftigen. Doch Escoffier ließ sich von seiner Idee nicht beirren und beauftragte Chappe et Gessalin mit der Entwicklung eines 2+2-Sitzers auf Basis des damals aktuellen A108, der 1960 mit sieben Zentimeter längerem Radstand auf den Markt kam. Es war eine Monstrosität mit einer seltsam kantigen Dachlinie und Heckflossen, die überhaupt nicht zum teilweise verwendeten Originaldesign passten. Fast eine Beleidigung für die Marke, doch das änderte sich mehr als zwei Jahre später, als Alpine im Herbst 110 auf dem Pariser Autosalon zusammen mit der neuen A1962 Berlinette einen glatt aussehenden Nachfolger vorstellte. Diesmal eine Version mit einer hundertprozentig eigenen Lafette, die nicht durch die Einbindung einer vorhandenen Nase in ein neues Ganzes beeinträchtigt wird.
Alpine A110 GT4 aus Mexiko
Motorisch folgte der GT4 mehr oder weniger dem Angebot der 35 Kilogramm leichteren Berlinette und es gibt einen erstaunlichen Kontrast zwischen dem zahmen Einliter aus der Frühphase und Gordinis hitzigem 1300 aus späteren Jahren, wobei die goldene Mitte ein ist 1100 in zwei recht unterschiedlichen Leistungsvarianten. Der 2+2-Sitzer blieb für Jean Rédélé jedoch ein Nebenthema. Zwischen Ende 1962 und 1969 lieferte Chappe et Gasselin (mit Sitz in Brie-Comte-Robert, in der Nähe von Paris) nur 263 Waggons mit Innenausstattung an die kleine Fabrik in Dieppe, die die gesamte notwendige Technik baute. Doch damit ist die Geschichte noch nicht ganz zu Ende, denn es bestand ein Lizenzvertrag mit der Firma Dinalpin in Mexiko, die im Zeitraum 1965 bis 1974 weitere 118 Exemplare fertigte. Ganz so verrückt war die Idee von Charles Escoffier nicht, obwohl man unter keinen Umständen von seriösen Verkaufszahlen sprechen kann.
(Die Geschichte wird weiter unten mit Fotos fortgesetzt.)