Bruno Sacco, einer der bekanntesten Designer der Automobilgeschichte, starb am 19. September 2024 im Alter von 90 Jahren in Sindelfingen. Der gebürtige Italiener mit deutscher Staatsangehörigkeit war von 1975 bis zu seiner Pensionierung 1999 Chefdesigner von Mercedes-Benz.
Die E-Klasse der Baureihe 124 mit allen vier Karosserievarianten, die S-Klasse der Baureihe 126 mit dem Coupé, der Mercedes-Benz 190 (W 201) und der SL der Baureihe R 129: Das sind einige der Fahrzeuge, die unter Bruno Sacco als Leiter der Designabteilung entstanden sind. Er hielt an einem festen Sprichwort fest. Er wurde seinem Motto „Ein Mercedes-Benz sollte immer wie ein Mercedes-Benz aussehen“ gerecht. Der gebürtige Italiener prägte das Design verschiedener Modellgenerationen sichtbar. 1958 trat Sacco in die Daimler-Benz AG ein und war zeitlebens für das Unternehmen tätig.
Begann bei Ghia SpA
Bruno Sacco wurde am 12. November 1933 in Udine als Sohn des Kommandeurs eines Gebirgsjägerbataillons geboren. 1951, im Alter von 17 Jahren, schloss er in seiner Heimatstadt sein Studium als jüngster Geometer Italiens ab. Im selben Jahr besuchte er den Turiner Autosalon. Er war von der Welt der Autoformen fasziniert und studierte ab 1952 an der Polytechnischen Universität Turin. 1955 trat er in die Carrozzeria Ghia SpA in Turin ein und sammelte Erfahrungen im Modellbau. Ghia bot spannende Studien, die an futuristische Flugzeuge erinnerten, aber auch elegante Alltagsautos.
Der Anfang bei Mercedes-Benz
Ende 1957 traf Sacco in Turin Karl Wilfert, seit Mitte der 1950er Jahre Leiter der Karosserieinspektion von Mercedes-Benz im Werk Sindelfingen. Wilfert war mit dem Aufbau der neuen Abteilung für Stilistik beschäftigt, deren Leiter Friedrich Geiger war. Paul Bracq wurde von Wilfert zum ersten reinen Autodesigner ernannt. Nachdem er Bruno Sacco in das Werk Sindelfingen eingeladen hatte, wurde er 1958 als zweiter Designer eingestellt. Sacco arbeitete im Bereich der Vorkarosserienentwicklung und später als Leiter der Abteilung Karosseriedesign und Dimensionskonzept. Hervorragende Modelle wie der Mercedes-Benz 600 (W 100, 1963 bis 1981) und der Pagode SL. Er prägte auch Sicherheitsideale und war die Grundlage für Versuchsfahrzeuge mit Wankelmotoren: C 111 (1969) und C 111-II (1970). Durch sein Engagement entstanden weit verbreitete Fahrzeuge wie die Baureihe 123 (1976 bis 1986).
1975: Oberingenieur
Mit seiner Ernennung zum Chefingenieur im Jahr 1975 übernahm Sacco als Nachfolger von Friedrich Geiger die Leitung der Stilabteilung. Das erste Fahrzeug, für das er letztlich verantwortlich zeichnete, war der Kombi der Baureihe 123. Dieser wurde 1977 als erster offizieller Kombi der Marke vorgestellt. Es prägte in dieser Zeit die Form der eleganten S-Klasse der Baureihe 126 (1979 bis 1992) und des entsprechenden Coupés (1981 bis 1991). Er war sehr stolz auf diese Autos und der 126 war sein absoluter Favorit. Nicht ganz zufällig war Sacco lange Zeit mit seinem Mercedes-Benz 560 SEC unterwegs.
„Bewahrung der Identität“
Als Verfechter seiner Arbeit verstand er es, dem Design innerhalb der hierarchischen Struktur von Mercedes-Benz die richtige Bedeutung zu geben. 1978 wurde die Hauptabteilung zur Fachabteilung ausgebaut, an deren Spitze Bruno Sacco stand. Sacco bezeichnete sich selbst als einen Ästheten, den er zu schätzen wusste Ausdruck und Symbolkraft. Darüber hinaus hielt er es für sehr wichtig, dass die Identität einer neuen Modellreihe mit der ihrer Vorgänger übereinstimmt, auch wenn es erhebliche Unterschiede zwischen diesen Baureihen gibt. Darüber hinaus muss jeder Mercedes-Benz weltweit als Vertreter dieser Marke erkennbar sein. Ein markantes Detail, das Sacco 1979 einführte, waren die seitlichen Schutzleisten im Design der Frontstoßstange der S-Klasse der Baureihe 126: Der Sacco Bretter. Dieses Designelement findet sich in den folgenden Jahren in der innovativen Kompaktklasse (W 201, eingesetzt von 1988 bis zum Produktionsende 1993), der Baureihe 124 (erstes Coupé, ab September 1989 auch weitere Karosserievarianten), dem Modell S-Klasse der Baureihe 140 (1991 bis 1998) und die Baureihe R 129 SL (1989 bis 2001).
1993: Führungsgruppe
Auch Besonderheiten einzelner Modelle standen auf der Benz-Agenda. Ohne die spezifischen Merkmale der Mercedes-Benz-Familie aus den Augen zu verlieren. Sacco wusste damit anzufangen und übernahm die Verantwortung für ein individualistisches Erfolgsmodell: den SLK (R 170, 1996-2004). Dieser unterschied sich erheblich vom größeren SL (R 129), natürlich auch um interne Konkurrenz zu verhindern. Im Jahr 1993 wurde Sacco Mitglied der Unternehmensleitung. In dieser Funktion war er für die Konstruktion von Mercedes-Benz Nutzfahrzeugen verantwortlich.
Ästhetik und Funktionalität, neue Zielgruppe
Mit Sacco als Designchef legte Mercedes-Benz zunehmend Wert auf Ästhetik und aerodynamische Effizienz. Proportionen und Linien waren klar, die Funktionalität wurde betont. Saccos Philosophie der zeitlosen Eleganz sprach auch ein jüngeres Publikum an. Dies gilt insbesondere für das Modell 190 (W 201), das neue Käufer auf die Marke aufmerksam macht. Der unverwechselbare Stil von Sacco wurde während der Produktoffensive Mitte der 1990er Jahre besonders deutlich: A-Klasse (Baureihe 168, 1997 bis 2005), M-Klasse (Baureihe 163, 1997 bis 2004), SLK (R 170), CLK (Baureihe 208, 1997 bis 2003) und der V-Klasse (W 638, 1996 bis 2005) erweiterten die Modellpalette des Automobilherstellers deutlich. Die letzten Modelle, für die Bruno Sacco vor seinem Ruhestand verantwortlich zeichnete, waren die S-Klasse der Baureihe 220 (1998 bis 2005) und die CL-Klasse, die von 1999 bis 2006 als Baureihe C215 bekannt war.
Viel Anerkennung auch nach der Pensionierung
Sacco entwarf nicht nur erfolgreiche Mercedes-Benz-Modelle. Außerdem initiierte er das neue Design Center in Sindelfingen, das vom italienischen Architekten und Industriedesigner Renzo Piano in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro C. Kohlbecker aus Gaggenau entworfen wurde. Als Bruno Sacco am 31. März 1999 in den Ruhestand ging, konnte er auf eine wunderbare Karriere zurückblicken. Später wurde er auch mit zahlreichen Auszeichnungen ausgezeichnet. Im Jahr 2002 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Udine. Und er wurde in die aufgenommen Automobil-Ruhmeshalle in Dearborn, Michigan, und 2007 in die European Automotive Hall of Fame in Genf. Es sagt viel über die Designkompetenz und das Verantwortungsbewusstsein des Italieners aus, der mit seiner Designphilosophie ein beeindruckendes Erbe bei Mercedes-Benz hinterlassen hat. Und das ist nicht mehr und nicht weniger als ein wunderbares Erbe.
Großartiger Designer, es ist eine Schande, dass sein Name in diesem hässlichen Plastikmüll hängen geblieben ist.