FordSierra. Wie gestern

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Es war November 1982. Wir radelten in einer Gruppe zur Schule, und ich fuhr neben Jan. Ich sagte ihm, dass meine Eltern sich von ihm verabschiedeten Citroën gsx. Sein Platz wurde von einem brandneuen Ford Escort eingenommen. Jan fand die Vorstellung, dass wir so ein Auto fahren würden, echt schade. Ich habe es nicht verstanden. Der Escort war sehr beliebt und wurde vor allem wegen seines Designs weithin gelobt. Bevor ich etwas sagen konnte, erholte sich Jan. Er hat zwei Autos verwechselt. Denn das Auto, an das er sich gewöhnen musste, war der brandneue Ford Sierra.

Der Ford Sierra war Fords neues Mittelklasse-Asset, entworfen von Uwe Bahnsen. Er sollte die herkömmlichen Modelle Cortina und Taunus ersetzen. Der Cortina war in den Niederlanden und Belgien bereits passé, der TC3 Taunus fuhr seit Ende 1979 bei uns herum. Der stämmige und so vertraut aussehende Mittelklasse-Ford hatte eine große Anhängerschaft. Ford hat also viel aufs Spiel gesetzt, indem er einen völlig anderen Sierra entwickelt hat. Das war ein extrem moderner und aerodynamisch gestalteter Liftback, der mit den Formen des so vertraut aussehenden Taunus aufräumte, der meiner Meinung nach neben dem Sierra noch eine Weile auf dem Programm bleiben könnte. Aber Ford entschied sich dagegen. Der Sierra war vor allem optisch etwas Neues. Und daran dürfte sich das bürgerliche Publikum – und erst recht die treuen Taunusfahrer – gewöhnen. Wäre der Taunus noch ein paar Jahre im Programm geblieben, hätte er dem formschönen Sierra die nötigen Käufer ferngehalten.

Das war nicht so seltsam. Die Mittelklasse bestand oft aus Limousinen mit der klassischen Drei-Kasten-Konfiguration. Ja, es gab Hersteller, die damals eine Liftback-Version im Programm hatten. Insofern war eine fünfte Tür auch in dieser Klasse nicht neu. Aber ein Mittelklasse-Modell ohne klassische Limousine und mit einem schlüpfrigen neuen Design, das war etwas anderes. Und dass der Massenhersteller Ford es gewagt hat, innerhalb der Mittelklasse den Ton anzugeben, das war ein Zeichen von Mut.

Ich fand die Sierra wunderschön, so habe ich selbst Autos gezeichnet. Die Formen der geräumigen Sierra waren futuristische Musik, die in der Gegenwart zu hören war. Auch in puncto Fahrwerk wurde das Gehäuse modifiziert, die Hinterräder wurden einzeln an schrägen Querlenkern aufgehängt, die wiederum an einem Hilfsrahmen befestigt waren. Die Vorderradaufhängung wurde nach dem MacPherson-Prinzip konstruiert. Aus motorischer Sicht war der überwiegende Teil der Musik getestet und regelmäßig gespielt worden. Die Palette reichte zunächst vom 1.3-OHC-Pinto-Motor bis zum 2.3-V6-Motor. Die Motoren konnten je nach Markt und Ausstattung bestellt werden.

Einfach gesagt, das Programm begann mit dem Barebone 1.3 Custom (mit einem nicht in Wagenfarbe lackierten Kühlergrill) und endete zunächst mit dem liebenswerten 2.3 V6 Ghia. Und es gab viele Kombinationsmöglichkeiten. Bei Dieselmotoren stellte Ford den 2.3D-Motor von Anfang an zur Verfügung, und 1983 kam der XR4i mit dem meisterhaften 2,8 V6-Kóln-Motor auf die Speisekarte, in dem auch die dreitürige Version auf den Markt kam. Im Dezember 1982 hatte Ford bereits den Sierra Turnier vorgestellt.

Die Sierra war auf, aber nicht sofort verstanden. an etwas gewöhnen, muss Ford gedacht haben. Und die Öffentlichkeit nahm sich die Zeit, sich an die Sierra zu gewöhnen. Ford war zuversichtlich. Sie entwickelte den Sierra weiter und nahm nach einigen Jahren den 1.3, 2.0 V6 und 2.3 V6 aus dem Programm. Ford führte modernere Motoren (1.8 und 2.0i) ein und veröffentlichte einige sehr schöne Versionen (RS Cosworth, XR 4 x 4). Im Januar 1987 folgte das Facelift (z. B. mit anderer Front und vergrößerter Glasfläche), und auch innerhalb der Ford-Mittelklasse kehrte die Limousine zurück, denn nun gab es auch einen Sierra mit klassischem Kofferraum. Auch technisch blieb Ford auf Kurs und bescherte dem Sierra mühelos ansprechende Verkaufszahlen. Diese wurde auch nach dem zweiten Facelift 1990 noch einige Jahre beibehalten. 1993 wich die Sierra schließlich Weltauto Mondeo.

1984 war das noch Zukunftsmusik. Damals war die Sierra noch jung und noch nicht jeder da. Weit entfernt von. Trotzdem fiel die Sierra häufiger in die Gunst. Der erste Schock war vorbei. Die modernen Linien wurden von der Öffentlichkeit absorbiert, der dennoch eine Ford-Limousine in dieser Klasse fehlte. Meinen Vater störte das nicht, er war sofort begeistert von den modernen, fast schon avantgardistischen Sierra-Formen. 1984 wechselte er den Job, was bedeutete, dass er für seinen Arbeitsweg zeitweise 220 Kilometer am Tag zurücklegen musste. Von zu Hause aus arbeiten? Kein Sterblicher hatte also davon gehört. Benzin musste aus Kostengründen Diesel oder Autogas weichen. Mein Vater stieß auf einen gasbetriebenen Ford Sierra 2.0, und meine Eltern waren kurz davor, den jungen weißen Sierra zu kaufen. Es gab eine zu große Lücke zwischen Angebots- und Eintauschpreis, obwohl der Ford schon ziemlich weit weg war. Es hat nicht geklappt und ich war ziemlich sauer.

Ich habe es meinem Schulfreund Jan erzählt. Er fand es schade für mich, dass meine Eltern am Ende nicht einverstanden waren. Weil Jan vorbei war, empfand er nun auch den Sierra als ein Auto mit bemerkenswert modernen Linien. „Ich habe ihn lieb gewonnen“, sagte er. Es ist alles noch bei mir. Genau wie die Einführung des Ford Sierra. Das wird vor vierzig Jahren sein, aber es fühlt sich an wie gestern. Und das hat sicherlich mit seinen Formen zu tun, die im Herbst 1982 die bürgerliche Welt erschütterten. Und einen Eindruck bei mir hinterlassen.

Die veröffentlichten Fotos sind alle Varianten der ersten Generation von Sierra

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Gesucht nach Sierra Mk1. Die L-Version.
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Natürlich hat Ford auch eine Turnier-Version des Sierra herausgebracht. Das geschah im Dezember 1982. Ein schöner Bahnhof.
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Im August 1983 erweiterte Ford die Sierra-Reihe um diese dreitürige Version
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Äußerst attraktives Heck. Dies ist ein Veröffentlichungsfoto des GL aus den Anfangsjahren, eine attraktiv gekleidete Version
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Sehr fein und raffiniert. Der XR4i mit 2.8 V6 Motor
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Der Ford Sierra RS Cosworth kam 1985 mit einem 2-Liter-Motor mit vier Ventilen pro Zylinder

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7 Kommentare

  1. Ich kann mich noch an den ersten Sierra erinnern, den ich gesehen habe: einen blauen 1.6 GL und etwas weiter sah ich am selben Tag einen beigen 2.3 Ghia. In Zwolle. Dass ich das so in Erinnerung habe, zeigt, dass mich das Modell als 16-Jähriger besonders beeindruckt hat. Und wenn ich mir jetzt die Fotos zum Artikel anschaue, finde ich es immer noch ein Modell, das nicht veraltet aussieht. Uwe Bahnsen hat viele erfolgreiche Designs für Ford gemacht.

  2. 1983 kaufte mein Vater einen Sierra 4-Türer 1,6L. Ich selbst bin den Taunus 1.6L gefahren.
    Das Design war damals sehr modern und progressiv, aber die billige Hartplastik-Konstruktion und vor allem das im Vergleich zum Vorgänger Taunus sehr schwache Chassis des Sierra haben mich nicht begeistert.
    Auf Kopfsteinpflaster spürte man, wie sich die Türen und der gesamte Mittelteil bewegten und wenn man es wagte, eine Tür des Autos zu öffnen, während man ein Vorderrad wechselte, konnte man die Tür unmöglich wieder schließen. Angesichts der Karosseriequalität waren es sicherlich keine Lagerwagen, sie sind heute ziemlich selten.
    Die gezeigte erste Serie ist auch viel schöner als ihr Nachfolger mit den größeren Fenstern und dem hässlichen Kofferraum und den neuen Scheinwerfern. Leider musste der XR4 auch den schönen Capri ersetzen.
    Als ich den Taunus mit dem Sierra verglich, fühlte sich der Unterschied ein bisschen wie ein Volvo mit einer Ente an.

    • Ich stimme dem lockeren Chassis zu.
      Hatte mal einen 4 Jahre alten Sierra in der Werkstatt (Serie 1) wo ein Golf 1 hinten reingetaucht ist..
      Trotz des kleinen Schadens am Golf (leicht zerbröckelte Chromstoßstange) ließen sich beim Sierra die Türen nicht mehr richtig öffnen und schließen, die hinteren Türen gingen übrigens überhaupt nicht auf.
      Das war mein Moment, als ich mich entschieden habe – niemals – einen Sierra zu kaufen.

  3. Geschmäcker sind verschieden. Von dem ersten Mal an, als ich eine Sierra gesehen habe, glaube ich, auf Schiphol
    es hat mit mir dasselbe gemacht wie ein Hai in einer Strandstadt. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals hier gesehen zu haben, 1986 bekommen wir den Taurus hier. Der Jelly-Bean-Look. Sie alterten wie Milch.
    Hier gab es für kurze Zeit einen Merkur, der sich als unverkäuflich herausstellte. zu teuer und zu kurios: Der Toyota Camry hat damals in den USA bereits in den Werken den Spagat getrieben und war auch in Kanada sehr erfolgreich. Das ist bisher mehr oder weniger so geblieben. Der neueste Camry ist wahnsinnig beliebt, man stolpert darüber. Im vergangenen Jahr wurden in den USA fast 320.000 Camry verkauft.
    11.000 wurden in Kanada verkauft. 12.000 Tesla 3er wurden hier im vergangenen Jahr verkauft.
    Grüße aus einem sonnigen YVR

  4. Meine Güte … wo sind sie hingegangen? Der Sierra war nie ein verbesserter TC, nur einige der Antriebsstränge wurden damit geliefert. Tatsächlich war der erste 2.0, der alte RS-2000 ohc mit doppeltem Weber und 100 bis 110 PS, ein schneller Karren, sogar die Landespolizei wusste etwas damit anzufangen. Handlingprobleme aufgrund der Aerodynamik wurden mit Spoilern gelöst. Der 2.3D Peugeot war zu langsam, aber insgesamt sparsam und ein schönes Reiseauto. Der spätere 2.0L Dohc war weniger zuverlässig, aber 25 PS stärker. Der spätere 1.8td wurde zusammen mit Deutz entwickelt.

  5. Von einer GS zu einer BX scheint mir der naheliegendere Weg 😉 .

    In meiner Erinnerung war der gewöhnliche Sierra zwar modern in Sachen Karosserie und Kunststoffapplikation, aber immer noch ein Taunus in Sachen Technik und Fahreigenschaften. Erst mit dem Mondeo wurde dieses Problem gelöst.

  6. In der Tat ein revolutionäres neues Modell für das manchmal überraschend innovative, aber auch oft konventionelle Blue Oval. Die Ghia-Versionen mit geschlossenem Grill, breiten Scheinwerfern und Nebelscheinwerfern a la 924/944 in der Stoßstange konnten immer meine Zustimmung finden, aber die frühen einfacheren Versionen mit Lamellengrill und kleinen Lampen waren mir zu arm. Außerdem veröffentlichte Audi den C3 100 in genau demselben Zeitrahmen, der im Design völlig rutschig war. Ich hatte (viel) später einen Zweiliter-Laser als Zwischenwagen (ich wartete auf meinen Leasing-Astra) 1995…. dass Pintomotor mehr als genug Kraft hatte, um die Sierra auf höchst illegale Geschwindigkeiten zu bringen, und die schnurgerade A13 in der Nähe meines Hauses war von Zeit zu Zeit ein feiner Drag Strip.

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