Exit Turf – Spalte

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Abdeckung3"Hi. Es ist nur zu melden, dass Turf tot ist." Dieser Anruf kam nicht ganz unerwartet. Denn Turf hatte nach dem Motto „Man muss das Leben verwüsten“ gelebt. Heute wäre ein junger Turfje ein interessanter „Fall“ für ein paar Dutzend Psychologen, Berater und Biber gewesen. Sie hätten ihn dann jubelnd analysieren und beschriften können. Denn mit ein wenig gutem Willen war Turf gut für alle Kuriositäten von AHD bis zu etwas, das mit einem 'z' begann.

Aber als Turf noch ein Turf war, waren solche Aktivitäten noch nicht konzipiert, anerkannt oder anerkannt worden. Hinzu kommt die Tatsache, dass Turfs Eltern beide wohlhabende Progressive waren und nach gemeinsamen Maßstäben als bösartig bürgerlich erzogen wurden. Dies führte offenbar zu einer recht unstrukturierten, aufgeschlossenen Herangehensweise, in der Turfje schon früh mit freier Liebe, Alkohol, Drogen und einem freilebenden Dasein in Berührung kam.

Dann erkannten Turfjes Eltern, dass sich ein solches sogenanntes Kind tatsächlich als Hindernis für die weitere Entwicklung ihres eigenen einzigartigen Ichs herausstellte. Zum Glück konnte Turfje in einer Mischung aus Internat und Gemeinde abgeladen werden. Verlasse Mama und Papa. Aber aus Turfje wurde Turf und ab seinem achtzehnten Lebensjahr erhielt er ein monatliches Taschengeld von seinen liebevollen Eltern. Dieses Taschengeld war so groß, dass es Turf nicht wirklich inspirierte, sein Studium zu beenden – weil er schlau genug war – oder sich nach Arbeit umzusehen. Mit sechzehn hatte er ein paar Wochen gearbeitet, aber das Konzept hatte ihn nicht wirklich gereizt.

Was ihn traf, war das Motorrad seines Nachbarn, eines jungen ehrgeizigen Betonmetzarbeiters. Es musste also ein Motorrad sein. Das entpuppte sich als Kawasaki 900-Vierzylinder und ein Lebensstil, der die Männer des Joe Bar Teams in Schande gebracht hätte. Fahre überall so schnell wie möglich, rauche tapfer Gras und trinke wie ein Templer. Er ging auch regelmäßig hart zu Boden. Aber möglicherweise aufgrund der maximalen Entspannung durch das Rauchen von Gras und das Trinken, kam er immer wie durch ein Wunder unversehrt heraus, bis ihn die Vereinigung der Schutzengel vertrieb.

Dann wurde er für längere Zeit zu einem interessanten medizinischen Experiment und war – abgesehen von einigen Alkohol- und Drogenschmuggeln in Krankenhaus und Reha-Klinik – über ein Jahr clean. Das gab Ruhe und Raum zum Nachdenken. Also beschloss Turf, sich und Harley einen Chopper zu bauen. Diese Entscheidung wurde durch den Tod seines Großvaters väterlicherseits noch leichter gemacht. Als sein Körper gerade wieder anfing zu funktionieren, machte sich Turf an die Anpassung. Außerhalb der Physiotherapie begann er mit dem Bodybuilding. Und im Vorgriff auf das Kommende hatte er bereits die Tattoos, die zu seiner neuen Lebensvision gehören. In den folgenden Jahren bewies er, dass Hardtail-Chopper-Fahrer genauso viele Kilometer zurücklegen können wie BMW Fahrer und Goldwing-Kollegen.

Inzwischen hatte er begonnen, durch gezielte Medikamente etwas besser in der Gesellschaft zu funktionieren. Seine beiden Kinder stammten von zwei verschiedenen Müttern. Aber das ist heutzutage keine Seltenheit. Außerdem war er Trainer für künftige Ex-Süchtige aus besseren Kreisen geworden. Und damit brachte er der Welt eine weitere Gruppe von Motorradfahrern. Denn Motorradfahren ist eine Therapie, die gegen so ziemlich jede Form von psychischen Beschwerden hilft. Turf kaufte damit eine Guzzi.

Unter der flexiblen Anleitung der Mutter seines zweiten Kindes änderte sich sein Rauschtrinken von exzentrischem zu gesundem Holländer. Und als er einen weiteren Schlag bekam, war es nur ein Moment der Ruhe. Er hat sogar geheiratet. Dann starb sein Vater, und er hatte seinen Anteil an dem Kind. Er war in Gütergemeinschaft verheiratet. Und das dauerte, bis seine Liebe weglief. Mit der Hälfte des Geldes. Turf packte ein paar Sachen, seine Geldscheine ließen die Haustür seines Hauses offen und verschwanden in Europa. In Biarritz endete seine Reise nach einigen Jahren. Er rutschte im Badezimmer aus und brach sich das Genick. In seiner Brieftasche war ein alter, zerknitterter Zettel mit Namen, die er nach seinem Tod nennen sollte, um sich für die schöne gemeinsame Zeit zu bedanken.

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9 Kommentare

  1. Dennoch sollten wir alle einen oder mehrere Turfs kennen.
    Könnte auch für viele andere Menschen ein Augenöffner sein, um das Leben etwas breiter zu sehen.

  2. Ich stimme Maurice zu.
    Für Menschen wie Turf gibt es keine Box, in die Psychologen ihn stecken könnten. Und das gilt in der Regel für alle sozial unangepassten Menschen. Nicht leicht.

  3. Geschichte mit Unterton. In Sichtweite des Hafens des Lebens, der durch einen albernen Zwischenfall endgültig ausgeknockt wird. Schön gesagt.
    Tolle Geschichte wieder Dolf!

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