De Alfa Romeo 1900 M AR51 „Matta“ war ein militärischer 4×4-Geländewagen – eine überraschende Rolle für die sportliche Marke Alfa Romeo. Anfang der 2000er Jahre wurden nur etwa 50 Exemplare gebaut.
Denken Sie darüber nach Alfa Romeo auf einem robusten Jeep-ähnlichen Geländewagen? Wahrscheinlich nicht. Doch, Alfa Romeo in den frühen 50er Jahren die Alfa Romeo 1900 M ARI, besser bekannt unter dem Spitznamen „Matta“ – italienisch für „verrückt“. Diesen Namen erhielt er nicht umsonst: Dieses Allradfahrzeug hatte ein Sportwagenherz unter der Haube und verhielt sich im Gelände wie ein echter Kletterer. Das Ergebnis war eines der unwahrscheinlichsten AlfaEs war einmal ein All-Terrain-Biest, das sowohl auf unbefestigtem Terrain als auch auf normalen Straßen mühelos mithalten konnte.
Gebaut als italienischer Jeep mit sportlichem Herzen
Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte die italienische Armee nach einem eigenen leichten Aufklärungsfahrzeug – einer „Autovettura da Ricognizione“ (AR) – als Alternative zum amerikanischen Jeep. Konkurrent Fiat hatte mit seinem Entwurf (dem später berühmten Campagnola) bereits einen Vorsprung, aber Alfa Romeo wollte mithalten. Der Spitzeningenieur Giuseppe Busso hatte Ende 1950 nur wenige Monate Zeit, um einen Geländewagen zu entwickeln, der den Fiat in Geschwindigkeit und Steigfähigkeit übertreffen konnte. Busso griff daher nach dem, was Alfa im eigenen Haus: der brandneue 1.9-Liter-Vierzylinder-DOHC-Motor aus dem Alfa Personenwagen von 1900.
Der fortschrittliche Motor verfügte über zwei obenliegende Nockenwellen, einen Aluminium-Zylinderkopf und Trockensumpfschmierung – damals in einem Geländewagen völlig unbekannt. Zum Vergleich: Jeeps und Land Rover dieser Zeit nutzten einfache Motoren mit seitlichen oder obenliegenden Ventilen. AlfaDie Entscheidung von für Renntechnologie verlieh dem 1900 M ein sportliches Herz und einen klaren Leistungsvorteil. Der Motor wurde etwas gezähmt; von 80 PS in der Limousine auf rund 65 PS im Matta, mit geringerer Kompression, so dass er auch weniger Kraftstoff verbrauchte.
Bussos erster Prototyp kombinierte Teile eines Land Rover mit Alfas eigenem Motor. Bald wurde das Design verbessert: Der endgültige 1900 M AR51 (wie das Modell intern genannt wurde) erhielt ein völlig neues Leiterrahmen-Chassis mit Einzelradaufhängung vorne (Drehstabfedern und Doppelquerlenker) und einer starren Hinterachse.
Bemerkenswert war die Verwendung teurer Houdaille-Rotationsdämpfer – derselbe Typ einstellbarer Stoßdämpfer wie bei AlfaDer Formel-1-Wagen der damaligen Zeit. Für schwieriges Gelände war Allradantrieb zuschaltbar (Hinterradantrieb war Standard), und ein Untersetzungsgetriebe (Übersetzung 1:3,83) sorgte für beeindruckende Steigfähigkeiten. Busso verbaute sogar ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, das mit einem Hebel neben dem Fahrer gesperrt werden konnte – etwas, das selbst der Land Rover damals nicht hatte.
Ein „verrückter“ Alfa erobert Gelände und Mille Miglia
Die Geländegängigkeit des Alfa Matta wurde schnell zur Legende. Bei Tests und Vorführungen fuhr Busso den Matta mühelos die Stufen der Basilika von Assisi hinauf und hinunter – so wie einst der amerikanische Jeep die Stufen des Kapitols bezwang. AlfaAls der Regisseur Iginio Alessio das Fahrzeug durch scheinbar unwegsames Gelände kämpfte, rief er: „Roba da matti!“ („Das ist Wahnsinn!“). Dieser Ausruf blieb hängen – und so entstand der Spitzname Matta. Dieser „verrückte“ Charakter zeigte sich auch auf der Rennstrecke.
Bei der Mille Miglia 1952 (der einzigen Ausgabe mit einer separaten Militärklasse) traten zwei Mattas als Militärteams an. Einer schied aus, der andere kam nach 16 Stunden und 54 Minuten ins Ziel – volle 41 Minuten vor dem ersten Fiat Campagnola. Der Alfa gewann überzeugend seine Klasse, was damals für Aufsehen sorgte. Ein Alfa Geländewagen gewinnt ein Rennen? Verrückt, aber wahr!
Am Ende war es vergebens für Alfas militärischen Ambitionen. Der Fiat Campagnola erfüllte ebenfalls die Anforderungen und war wesentlich günstiger und einfacher zu produzieren. Die italienische Armee vergab den Großauftrag an Fiat, der Alfa1900 M blieb ein seltener Anblick. Zwischen 1952 und 1954 Alfa Romeo produzierte nur rund 2000 Einheiten des militärischen AR51 und rund 150 Einheiten der zivilen AR52-Variante. Jahrzehnte später Alfa Romeo wollte sich nicht an ein eigenes Jeep-ähnliches Fahrzeug wagen. Erst 2016 (mit dem SUV Stelvio) kehrte die Marke auf die unbefestigte Straße zurück, allerdings ohne den extremen Ansatz des Matta.
Dieser Alfa Romeo 1900 M ARI „Matta“ bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Alfa-Geschichte. Er beweist, dass Alfa Romeo hatte mehr zu bieten als nur Sportwagen und Limousinen – sogar einen brutalen Geländewagen mit Rennsport-Genen. Heute sind die verbliebenen Mattas begehrte Sammlerstücke. Sie erinnern uns daran, wie AlfaDas „verrückteste“ Projekt aller Zeiten hat sowohl im Gelände als auch in den Annalen der Mille Miglia Spuren hinterlassen. Neugierig auf mehr? Die Juli-Ausgabe von Auto Motor Klassiek mit dem vollständigen Artikel über die Alfa Romeo Matta ist jetzt am Kiosk erhältlich!
(unten geht es mit einigen Fotos weiter.)
Wie die meisten alten Autos und Motorräder kannte ich auch dieses nicht. Ein feines Ding! Mit dem Nord-Motor(?) dürfte es einigermaßen gut zurechtkommen. Besonders finde ich den Krakelee-Lack am Motor! Und seht euch mal den Kühlwasserschlauch an, der durch die Öffnung führt. Clever. Ich bin sowieso ein Fan dieser Motoren wegen der verbrennungstechnisch optimalen Konstruktion. Ein sehr schönes Design in einem ebenso schönen Auto. Top!
Komisch, das wusste ich nicht.
Und der Stelvio ist eben ein trendiger Hocheinstiegswagen, kein Geländewagen. Damit kommt man im Gelände genauso weit wie zum Beispiel mit einem Mito. ;)