Allein zu fahren ist hart. Zumindest, wenn Ihr Motorrad tatsächlich für den Beiwagenbetrieb vorgesehen ist. Aufgrund der auf Beiwagenbetrieb abgestimmten Geometrie der Vorderradgabel will so ein Teil eigentlich nur geradeaus fahren oder umfallen. Das macht eine Probefahrt so spannend, dass man eigentlich keine Zeit hat, auf die Dinge zu achten, auf die man achten möchte.
Die ehemaligen Ostblock-Mitglieder der russischen IMZ und der ukrainischen KMZ haben sich mittlerweile einen netten Freundeskreis aufgebaut. Auch dort ist der „Wenn er es macht, ist es gut“-Faktor mittlerweile der Wertschätzung für Originalität gewichen.
Doch in ihren Heimatländern waren sie Maschinen, die trotz aller Armut und mit allen verfügbaren Mitteln am Laufen gehalten wurden. In weiten Teilen der Region ist das noch immer der Fall.
Auch in den ehemaligen Ostblockländern wurden die Boxer in friedlichen Gegenden als „Großvaters Motorrad“ entdeckt. Daher werden sie aufwendig restauriert. Und für lokale Verhältnisse sind die Preise deutlich gestiegen. Doch es wurden unzählige Urals (IMZ) und Dneprs (KMZ) gebaut. Und viele dieser ehemaligen Plotter (ist ein motorisiertes Beiwagenrad praktisch? Ja, tatsächlich! Mit einer Ural oder Dnepr mit Zweiradantrieb kann man einen Pflug ziehen!) schlummern oder schlafen noch immer in Scheunen und auf Höfen.
Kurz gesagt: In der Ukraine herrscht Krieg. Krieg ist nur für eine sehr begrenzte Gruppe von Menschen von Vorteil. Bestenfalls stört er einen nicht sonderlich. Dann wird er zum Ärgernis. Krieg erzeugt Knappheit.
Und was macht man, wenn es knapp wird? Dann versucht man, durch den Verkauf von Sachen etwas zu verdienen.
Nach fast dreißig Jahren Dreiradfahren habe ich einige Kontakte in der Region. Von den russischen Kontakten habe ich in den letzten Jahren wenig gehört. Aber aus der Ukraine gibt es viele Angebote, oft mit der Klausel „Lieferung an die polnische Grenze“. Diese Grenzgeschichte ist wichtig. Denn bis zu zwei Meter vor der polnischen Grenze herrscht die berüchtigte ukrainische (und russische) Korruption.
Das Online-Angebot in der Ukraine variiert von hoffnungslos über liebenswert bis hin zu einfach nur gut und schön. Meist fehlen die Papiere. Das kann für den Export eine Herausforderung sein, weshalb oft die „Lieferung kurz hinter der polnischen Grenze“ angeboten wird. Aber es gibt viel zu finden, und alles ist möglich. Ein paar Kontakte in der Region sind sehr hilfreich. Falls Sie diese (noch) nicht haben, können Sie in der Ukraine suchen nach:
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Die Maschine auf den Bildern ist ein Beispiel für ein solches heimisches Freilandtier. Das Chassis ist fast rein Ural (bis auf den Tank – der übrigens zwei Benzinhähne hat). Baujahr??? Der Motor ist ein KMZ 750 ccm Seitenventiler mit einst nominell 23 PS. Solche Motoren wurden bis in die zweite Hälfte der sechziger Jahre gebaut. Das Getriebe ist von Ural, also ohne halbautomatische Kupplung. Die Verkabelung und die Knopfleiste sind vermutlich selbstgebaut. Die Spule wurde gekauft, um zu wachsen.
Der Scheinwerfer sieht militärisch aus, die Halterung um den Scheinwerfer muss benutzt worden sein. Das Rücklicht ist von einem Jawa.
Die Auspuffanlage scheint von selbst geschweißt zu sein. Allerdings waren viele Mitarbeiter während der Arbeitszeit so betrunken, dass das Ganze auch original sein könnte. Die Medaille mit dem Heiligen Christophorus (Beschützer der Reisenden) weist eine christliche Prägung auf.
Alles in allem hat sich der fröhlich bellende Mischling mittlerweile gut eingelebt und freut sich auf die nächste Testfahrt auf drei Rädern.
KMZ steht für Kiewer Kraftfahrzeug-Ortungssystem – Motorradfabrik Kiew oder Kyiv, oder wie auch immer Sie es schreiben möchten.
Ich bin stolzer Besitzer eines Ural-Beiwagens und zweier seiner chinesischen Schwestern, einer Chang Jiang CJ750 solo und mit Bakkie. Für alle, die gerne basteln, sind diese Motorräder ideal, denn da ist noch einiges möglich!
Am meisten Spaß macht das Beiwagenfahren natürlich in Linkskurven…
Russische Motorräder, ob ehrlich kopiert oder nicht, sind trotz ihrer schlechten Verarbeitungsqualität oft recht robust.
IMZ, IZH, Minsk und weitere dieser Abkürzungen, die den meisten von uns im Westen unbekannt klingen, sind Hersteller der schönsten Fahrräder, die man für kleines Geld kaufen kann.
Viel Spaß im Wald oder Sand, aber nicht für langes und hartes Traben auf unseren glatten Asphaltstraßen gedacht
Schöner Motor, nur die Schwinge gehört nicht dazu. Gesammelt, aber daher ein Unikat. Ich habe noch einen kompletten M72 in Einzelteilen herumliegen, den ich zusammenbauen werde. (Wenn ich Zeit habe ...) Läuft wunderbar, so ein Seitenventil!