Trocken. Fast sonnig. Und nur sechzig Kilometer bis zu dem kleinen Hotel, an das wir uns von einer früheren Reise erinnerten. Um. Manchmal weiß man es nicht mehr so genau. Dann nicken wir uns zufrieden zu: „Korsakow Licht.“ Dabei ist Alkohol eigentlich nur ein Vitamin mit einem Imageproblem.
Richtig
Aber Raucherpausen sind heilig. Tabak und Zigarren sorgen für Ruhe, einen Moment der Besinnung. „Ihr Rauch kann für andere schädlich sein“, heißt es auf der Verpackung. Aber ja!! Dann kommen sie nicht zu meiner Einäscherung!
Wir standen auf einem ruhigen Parkplatz direkt vor dem Lärm zweier slowenischer Lastwagen mit dröhnenden Kühlaggregaten. Offenbar war es doch nicht so kalt. Die frühe Dämmerung verbreitete bei uns bereits ein angenehmes Spätsommergefühl. Wir sahen uns ruhig um.
Als erfahrener Motorradfahrer merkt man, wenn etwas nicht stimmt. Irgendetwas stimmte mit der Tuono nicht, die jetzt auf den Parkplatz rollte. In dem Moment, als das Ding anhielt, standen wir daneben. Wir haben den offensichtlichen Reiter mitgenommen. Unter dem Helm kam ein Motorradfahrer mit roten, tränengefüllten Augen und einer Schnauze voller Rotz zum Vorschein. Sie stolperte zu einem Picknicktisch und brach erneut in Tränen aus.
Wir sind seit Jahren Männer. Wir wissen, wie man mit traurigen Frauen, Kindern und Haustieren umgeht. Aber dieses Exemplar brauchte sofortige Hilfe. Der Messverschluss wurde vom Flachmann entfernt und dieser bis zum Rand mit 12 Jahre altem Single Malt gefüllt. „Hoppa!“ Sie holte scharf Luft und schnappte nach Luft. Der „Fisherman’s Friend+“-Effekt.
Es kam ein Text. Die Dame hatte ihren Liebhaber dabei erwischt, wie er auf dem Campingplatz eine andere Person küsste. Das brachte sie dazu, die Beziehung auf der Stelle zu beenden. Und um ihr die Rache noch zu versüßen, musste sie die Tuono nehmen, für deren Finanzierung sie teilweise garantiert hatte. Mit den Papieren. Zu dieser Zeit war Exmans mit seiner Urlaubsflamme unterwegs und Gitte selbst hatte gerade erst zwei Motorradstunden auf einem Cbeetje absolviert.
Ihre erste richtige Fahrt hatte inzwischen eine Tankfüllung gedauert und die Warnleuchte für drohenden niedrigen Kraftstoffstand schrie. Sie war mit ihrer Kraft am Ende.
Wir pumpten ein paar Liter Saft aus dem Guzzi-Tank in den Tuono-Tank, bauten Gitte nach einer kurzen Einweisung auf der deutlich komfortableren Guzzi ein und trabten die letzten sechzig Kilometer. So ein modernes Motorrad fährt sich ganz gut. Und Tuono bedeutet „Donner“ und nicht „Thunfisch“.
Wir beschlossen, den amourös ruinierten Motorraddieb vorübergehend zu coachen. Und in einem Doppelzimmer ist immer Platz für ein Klappbett. Wir haben unseren Fund an den Tisch eingeladen. Trotz der ganzen emotionalen Belastung schien sie in der Lage zu sein, einiges zu verarbeiten.
Aus therapeutischen Gründen haben wir dafür gesorgt, dass sie nie den Boden ihres Glases sah. Sie wurde wütend statt traurig. Hätten wir gerne eine Tuono? Hier und jetzt? Umsonst? Weil wir wenigstens coole Typen waren? Wir aßen bereits rotes Fleisch und brauchten keinen Thunfisch.
Es war Zeit, Gitte zu ihrem Korb zu bringen.
Später diskutierten wir auf der Terrasse mit dem Hotelbesitzer über die Vor- und Nachteile resilienter Frauen. Ernest kam neutral zu dem Schluss, dass er auch eine widerstandsfähige Frau hatte. Sie kümmerte sich um die Steuererklärungen und führte die Buchhaltung. Und all das Küssen mit Fremden auf dem Campingplatz? Oh, wir wollten nicht wissen, wie viele seltsame Küsse in seinem Hotel stattfanden.
Wir erzählten ihnen glücklich und stolz, dass auch unsere Lieben widerstandsfähig waren. Der Hotelbesitzer runzelte die eindrucksvollen Augenbrauen und hob sein Glas. „Deshalb küssen wir keine fremden Frauen.“
Es ist nur eine Frage der Normen und Werte. Am nächsten Morgen fühlte sich unser frisch geduschtes Findelkind etwas wackelig, aber immer noch wütend. Und genauso entschlossen.
Sie hatte keinen Kater. Sie ging weiter nach Hause. Ins ferne niederländische Wervershoop, südlich von Murmansk. Noch vierhundert Kilometer auf ihrer Tuono. Ohne Führerschein. Aber das sollte ihr nach knapp 500 km Erfahrung ohne Probleme gelingen.
Wir verabschiedeten uns mit einer kurzen Umarmung.
Sie winkten ihr zum Abschied.
Mit so einem Charakter wird alles gut.
Schöne Geschichte, sagen wir auf Grünen; könnte weniger sein!
EINDRUCKSVOLL.
Noch eine wundervolle Geschichte, Dolf. Wunderbar aus dem Leben gegriffen. So wie es klingt, wird diese Dame dem „Gegenwind“ nicht so schnell erliegen. Dann wird er es schaffen.
Wunderbare Geschichte!
Mädchenpower
Zwervershoof, direkt neben Andijk, bekannt für den Polder Taliban (extrem christliche Ecke der Niederlande)
Sie ist eine Westfriesin, also sind das normalerweise toughe Damen, die damit klarkommen.
Ein packendes Stück abenteuerlicher Prosa, das einmal mehr deutlich macht, dass es im AMK an Dolf mangelt.
LOL
Danke schön. Ich werde es an den Chefredakteur weiterleiten. Andererseits darf es natürlich nicht zur Arbeit ausarten. Und es muss nicht unbedingt ums Geld gehen. Mit über 50 Jahren Erfahrung als Motorradfahrer und über 40 Jahren mit meiner Liebsten bin ich bereits der reichste Mann, den ich kenne. Aber haben Sie ein Abonnement für AKMK? Das kostet fast nichts und du bekommst auch mehr Texte von mir. Ich versuche, ausgetretene Pfade ein wenig zu meiden. Demnächst folgt also der Vergleich zwischen WLA und M72. Der Unterschied? Mehr als zwanzig Riesen!