Die Werksangaben lügen nicht, doch das Leistungsniveau dieses Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 schlägt wirklich alles. Hat er sich heimlich beim Haustuner AMG einer Anabolika-Kur unterzogen? Wenn man den Abschirmungen auf den Ventildeckeln Glauben schenken darf, ja, und das flaue Gefühl im Magen nach der Beschleunigung scheint diesen Verdacht zu bestätigen. Allerdings möchten wir uns auf harte Fakten stützen und diese ergeben sich erst bei einer Leistungsmessung. Auf geht's mit der schicken Limousine auf die Walze.
Von: Aart van der Haagen
Die Entstehung des Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 hat vor allem mit etwas zu tun, was die gesetzestreuen Deutschen selten tun: über den Tellerrand hinauszuschauen. Erich Waxenberger, Testingenieur bei Das Haus, verspürte den unbändigen Drang, sich in seiner Freizeit einem kleinen, lustigen Projekt zu widmen. Mit einigem Einfallsreichtum gelang es ihm, einen intern „wandernden“ M100-Motor aus dem kolossalen 600 in den Maschinenraum eines äußerlich beschädigten W109 Coupé einzubauen.
Mangels eines geeigneten Auspuffs blieb seine Testfahrt mit dem künftigen Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 seinem direkten Vorgesetzten, Entwicklungschef Rudolf Uhlenhaut, sicherlich nicht verborgen. Dort durfte der freche Diener eine Zeit lang seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, doch nach einem Probeflug seines Vorgesetzten wich die Schelte bald Jubel und der nächste Schritt war, die Geschäftsleitung zu benachrichtigen. Mit positivem Ergebnis: Das Signal zur Serienproduktion stand auf Grün und auf dem Genfer Autosalon 1968 kam niemand mehr an dem 250 PS starken „Schläfer“ aus Stuttgart vorbei, der ausschließlich als Limousine mit verlängertem Radstand erhältlich war.
290 oder 320 PS
Das Tuning-Unternehmen AMG hatte sich in seinen Pionierjahren bereits mit verschiedenen Mercedes-Modellen beschäftigt, gab jedoch bekannt, dass ein erheblicher Teil seiner Kundschaft einen Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 brachte, um ein Feuerwerkspaket in die Motorhaube einbauen zu lassen. Zur Wahl stand eine „Leistungssteigerung“ auf bis zu 290 oder 320 PS. Im letzteren Fall berechnete das Unternehmen für die Aktion 6.900 D-Mark, exklusive Ein- und Ausbau des 6,3-Liter-V8 mit 890 D-Mark und einem Einfahrvorgang auf dem Prüfstand mit 830 D-Mark, nach dem der Kunde sofort durch die Spritzwand aufs Gaspedal treten konnte. Praktisch für die immer in Eile befindliche Zielgruppe. AMG verbaute einen überarbeiteten Einlass, Zylinderköpfe und Kipphebel, stärkere Ventilfedern, Mahle-Kolben, die das Verdichtungsverhältnis von 9,0 auf 9,9:1 erhöhten, und modifizierte Nockenprofile, um das Füllungsverhältnis bei hohen Drehzahlen zu verbessern.
Nicht reimen
Meine Güte. Wenn Sie das Gaspedal durchtreten, tritt dieser schicke Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 so fest aufs Gaspedal, dass die Zahlen, an denen die Tachonadel vorbeirauscht, erst ein paar Sekunden später registriert werden. Mit etwas zu grobem Klopfen arbeitet sich der viertürige Dragracer durch die Gänge des Viergang-Automatikgetriebes und baut eine schwindelerregende Beschleunigung auf, die die Schwänze moderner Power-Hybride enttäuscht zurücklässt.
Das ist schlichtweg Wahnsinn und lässt sich mit der Werksangabe von 250 PS nicht sinnvoll vereinbaren. Besitzer Frans Provoost möchte es nun genau wissen: Hat sein Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 ein professionelles Tuning-Kit an Bord oder nicht? Er ruft Chiptuning Janse Zeeland an, um einen Termin für einen Rollenprüfstandtest zu vereinbaren. Am besagten Tag folgt kurz vor acht Uhr abends das erlösende Wort: 322 PS! Alle jubeln und keiner braucht mehr an AMG-Tuning auf höchstem Niveau zu zweifeln.
Dieser Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 mit AMG-Anabolika wird ausführlich in der April-Ausgabe von Auto Motor Klassiek, also rennen Sie zum Kiosk und holen Sie sich die Nummer.
(Der Artikel wird unten mit den Fotos fortgesetzt.)
Die rote Soße….
Japp, ich bin Anfang der Siebziger in Montreal einen gefahren. Die Clutches von Giubo erfreuten sich großer Nachfrage. Die Pendelachsen waren eine Geschichte für sich, aber es war sehr schnell. Dennoch beschleunigte ein 300SEL 3.5 schneller auf 60 km/h. Der 300 SEL verfügte über ein Fünfganggetriebe, so dass der erste Gang tatsächlich genutzt wurde. Nur wenige davon wurden verkauft. Die Luftfederung dieser Autos war in Montreal eine Katastrophe, alles fror ein. Und dennoch war es, wenn alles funktionierte, ein wunderbar geräumiges Auto, das auf nichts verzichten musste. Die Wartung war sehr teuer und das Rostproblem war entsetzlich. In Montreal wurde kein Salz, sondern Calciumchlorid verwendet. Nach zwei Jahren des Elends an der YUL bin ich zur YVR gewechselt, wo dieses Problem nicht besteht. Frisch von der IVA nach YUL. Herr Voogd SR war noch da, der kleine Voogd kam später dazu. Mein jüngerer Bruder war früher Lehrer am IVA. Grüße an alle.
Was die hinteren Pendelachsen leisten können, sollten Sie einmal bei einer Vollbremsung aus 200 km/h testen, und auch, wenn die vordere Kardanwelle herunterfällt, während Sie mit hoher Geschwindigkeit über die Nahtstelle einer Autobahnbrücke fahren! Zum Glück kann ich die Geschichte noch erzählen, aber als Management-Auto flog es raus!
Gut, dass Du es rausgeschmissen hast, Mercedes war in diesen Jahren für seine sprichwörtlich schlechte Straßenlage bekannt und, ach ja, diese Kardanwellen sind Dir damals auch um die Ohren geflogen, meine ich mich zu erinnern.