Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…

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Polizeiautos, Feuerwehrautos und Krankenwagen bilden eine ganz besondere Sportart in der Autowelt. Vor allem wegen ihrer großen „sozialen Funktion“. Sie sind die Fahrzeuge, die auftauchen, sobald es Ärger gibt. Damit will man eigentlich nichts zu tun haben. Aber sobald jemand ernsthaft verletzt wird, ist man überglücklich mit dem Fahrzeug. Schnelles und angemessenes Handeln ist gefragt. Das Auto ist ein wichtiger Teil dieses Prozesses. Bereits 1907 wurden die ersten beiden Krankenwagen in den Niederlanden eingesetzt. Das ist ziemlich lange her.

Begrenzte Ausstattung

Sie waren natürlich nicht wie die heutigen Krankenwagen. Die Autos waren nur dazu gedacht, die Menschen schnell ins Krankenhaus zu bringen. Die Ausstattung des Krankenwagens war damals sehr begrenzt. Ein Erste-Hilfe-Kasten, eine Trage, Schienen und manchmal ein Sauerstoffgerät. Das war es. Nach dem Ersten Weltkrieg tauchten in größerem Umfang für Krankentransporte ausgerüstete Krankenwagen auf den Straßen auf. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Unfälle stark zunahm, weil immer mehr und schnellere Autos unterwegs waren, wurden die ersten Rettungsdienste eingerichtet. Und auch in Sachen Ausstattung wurde das Fahrzeug immer professioneller.

Marktführer im Ambulanzsegment

Die Welt der Krankenwagen ist die Domäne von Mercedes und Volkswagen. Man sieht einen verirrten Renault, Opel, Ford Transit oder Iveco, aber das ist nicht wirklich viel. Am gebräuchlichsten ist Mercedes-Benz. Es überrascht nicht, dass die Krankenwagengeschichte bis vor den Zweiten Weltkrieg zurückreicht. Einer der ersten steht im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart. Noch ohne Blaulicht und ohne Sirene. Er wurde 1937 gebaut und unterscheidet sich mit seiner damals recht unauffälligen grauen Lackierung deutlich von aktuellen Versionen. Dieser Krankenwagen verfügt noch nicht über die seit Mitte der 20er Jahre verfügbaren optischen und akustischen Warnfunktionene Jahrhundertstandard. Im Fachjargon nennt man das die blauen „Blitzlichter“ und die „Zweitonsirene“. Stattdessen leuchtet während der Arbeit über der Windschutzscheibe ein schlichtes Rotkreuz-Schild auf.

Mehr als „Rückspiegelrettung“

Der Musikinstrumentenhersteller Hohner aus Trossingen hat diesen Krankenwagen einst für den Sanitätsdienst des Unternehmens angeschafft. Die Basis bildet der Mercedes-Benz 320 (W 142), der so 1937 präsentiert wird. Der Wagen ist mit einem 57 kW/78 PS starken 3.2-Liter-Sechszylindermotor ausgestattet. Die Ausstattung ist für damalige Verhältnisse recht komplett. Sobald Sie die beiden seitlich angeschlagenen Hecktüren öffnen, finden Sie auf der linken Seite Liegen für zwei Patienten – eine über der anderen. Die untere Trage lässt sich schnell und schonend abnehmen. Und genauso schnell wieder zurückgelegt. Denn er ruht auf einem Laufwagen, der von einer Schiene geführt wird. Die Bank rechts ist vermutlich für einen Diener. Natürlich jemand, der medizinisch ausgebildet ist. Es gibt auch einen Klappstuhl. Alles in allem bietet das Fahrzeug die richtigen Spezifikationen für die sogenannte „Rückspiegelrettung“. Dieser Begriff bedarf einer Erklärung. Bis zur bundesweiten Einführung des modernen Rettungsdienstes fungierte der Sanitäter auch als Fahrer. Also behielt er den Patienten im Auge, während er durch diesen großen Spiegel fuhr.

Dringende medizinische Versorgung

Vor 86 Jahren stand bei einem Unfall oder einem anderen medizinischen Notfall nicht die Erste Hilfe vor Ort im Vordergrund. Sondern auf einen schnellen und zuverlässigen Transport ins Krankenhaus oder in die Arztpraxis. Und ohnehin bot der Krankenwagen schon unterwegs Möglichkeiten zur Notfallbehandlung. Was zeigt das bei diesem Mercedes 320? Es gibt einen Behälter für einen zylindrischen Gegenstand, vielleicht für eine Atemgasflasche. In einem Fach in der Trennwand, die dem Fahrer zugewandt ist, befindet sich eine Nierenschale.

Sicherheitsinitiative

Der heutige Rettungsdienst mit seinen heute bekannten Organisationsstrukturen und Spezialfahrzeugen wurde in Deutschland (und den Niederlanden) ab den 70er Jahren systematisch aufgebaut. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts existierten jedoch andere Arten von Organisationen. Darunter waren öffentliche, ehrenamtliche und private Rettungsdienstanbieter sowie Unternehmen mit eigenem Rettungsdienst. Seit den 1890er Jahren werden Fahrzeuge wie Krankenwagen mit unterschiedlichen Antriebsarten eingesetzt. Der Verbrennungsmotor eroberte schnell die Position des besten Antriebssystems.

Das High-and-Long-Prinzip

Ein Begriff aus der Van-Welt. Der Aufbau dieses Krankenwagens von 1937 wurde nach einem patentierten System von Lueg in Bochum gebaut. Er nutzt Höhe und Länge optimal aus und ist speziell für den Patiententransport konzipiert. Die Front entspricht bis auf die Windschutzscheibe dem Original Mercedes-Benz 320. Hinter dem Fahrerhaus befindet sich die Kabine für Patienten und Begleitpersonen. Dieser Raum ist beheizt. Die Retter haben Zugang durch die doppelte Hecktür und eine Seitentür hinter dem Beifahrer. Diese Konfiguration hat sich bewährt. Später in der Geschichte von Mercedes wurden vergleichbare Krankenwagen vom Typ "Hoch-Lang" oft auf Fahrgestellbasis gebaut. Traditionell stammt dieses Fahrgestell von der Mercedes-Benz E-Klasse mit langem Radstand.

Leisten Sie Nothilfe – schnell und zuverlässig

Wie in der normalen Personen- und Nutzfahrzeugwelt hat auch der Krankenwagen eine gigantische Wandlung durchgemacht. Heute ist es eher ein mobiler Operationssaal als ein Erste-Hilfe-Fahrzeug. Technisch ist es fast ein Wunder! Doch die Mission der Ambulanz ist immer dieselbe geblieben: Soforthilfe leisten – schnell und zuverlässig!

Dieser Artikel wurde von Univé unterstützt Insassenunfallversicherung.

Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Mercedes-Benz 320 Krankenwagen (W 142) 1937
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Mercedes-Benz 320 Krankenwagen (W 142) 1937
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Mercedes-Benz 320 Krankenwagen (W 142) 1937
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Mercedes-Benz 320 Krankenwagen (W 142) 1937, der zeitgenössische Fahrtrichtungsanzeiger
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Mercedes-Benz 320 Krankenwagen (W 142) 1937 ; kein blaues „Blinklicht“ und eine „zweifarbige Sirene“, sondern ein schlichtes Rotkreuz-Schild über der Windschutzscheibe.
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Der erste Mercedes-Krankenwagen, eher ein Taxi als eigentlich für den Krankentransport ausgestattet
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Eine Reihe von Mercedes-Krankenwagen, bereit für ihre Auslieferung
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Hier fing es an, ein bisschen wie ein ernsthafter Krankenwagen auszusehen…
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Und hier war es ein ernsthafter Krankenwagen! Diese Mercedes werden uns wohl in Erinnerung bleiben.
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
Ein moderner Mercedes-Krankenwagen
Die „Rückspiegel-Rettung“ mit dem Mercedes-Benz 320 Krankenwagen…
In den Niederlanden können wir auch mit den Mercedes-Krankenwagen etwas anfangen. Dieses Foto stammt vom 28. Juli 2010, als die Übergabe der ersten fünf neuen Krankenwagen aus einer Serie von 52 an den RAV Brabant Midden West Noord in Den Bosch stattfand.
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2021: Das erste vollelektrische Krankentransportfahrzeug auf Basis des eSprinter, ein mobiler Operationssaal!

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7 Kommentare

  1. 1980 war ich Sanitäter bei der Armee in Assen. Alle Soldaten, die Krankenschwestern oder Sanitäter waren, mussten „freiwillig“ 14 Tage bei der örtlichen Krankenstation (Fa. De Vries) arbeiten. Die erste Woche nur Tagschicht, die zweite Woche auch Nachtschicht. Man hat dann in einem separaten Zimmer auf dem Kasernengelände geschlafen und wenn man etwas unternehmen musste, wurde man abgeholt. Der Fahrer hat einfach zu Hause mit dem Krankenwagen vor der Tür geschlafen. Alles war darauf ausgerichtet, den Patienten so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen.
    Fa. De Vries importierte die Krankenwagen aus den USA und bereitete sie für den niederländischen Markt vor. Der Krankenwagen war mit Sauerstoff und einem umfangreichen Erste-Hilfe-Kasten ausgestattet. Ich kann mich nicht an Einzelheiten darüber erinnern.
    Eine weitere lustige Tatsache. Heutzutage gibt es auch ein paar Krankenwagen, die nur noch für den Transport von Patienten eingesetzt werden, die liegend transportiert werden müssen. Die Ausstattung ist minimal. Äußerlich erkennt man sie daran, dass die Lichter über der Kabine nicht blau, sondern weiß sind. Sie sehen kaum den Unterschied. Ich weiß nicht, ob diese Version heute noch verwendet wird, vor zehn Jahren war es so

  2. Vor langer Zeit lebte ich in Overveen, fast neben einem Marinekrankenhaus. Hier konnten nicht nur Marines, sondern auch Zivilisten gepflegt werden.
    Dieses Krankenhaus hatte einen eigenen Krankenwagen, einen Ford Transit Modell 1953-1965. Später wurde er durch den wesentlich komfortableren Peugeot J7 ersetzt
    Diese Autos fuhren auch wegen der weichen Federung gut.
    Sie waren armeegrün lackiert und hatten ein Nummernschild der Royal Navy, also KM.
    Mein Vater hat seinen letzten Atemzug getan und nicht allzu lange danach wurde das Krankenhaus nach einem heftigen Brand geschlossen, um abgerissen zu werden.
    Der Sound dieser legendären Peugeots wurde ebenfalls zum Schweigen gebracht …

  3. Schöne Geschichte, schönes Auto!

    „Die Welt der Krankenwagen ist die Domäne von Mercedes und Volkswagen.“
    Dies gilt dann für die „Welt“ in den Niederlanden. Nach den 70er und 80er Jahren, als die superkomfortablen Chevrolets ausgiebig eingesetzt wurden, ist vor allem Mercedes zum Hauptlieferanten von Krankenwagen geworden. In den Niederlanden. In anderen Ländern, sogar in Deutschland, sieht man viel mehr andere Marken, wie zum Beispiel Ford, Iveco und Renault. In Frankreich ist der Rettungsdienst etwas anders aufgestellt, die Fahrzeuge sind eher allgemeine Einsatzfahrzeuge, sagen Krankenwagen und Feuerwehr in einem, dafür werden oft Renault Master eingesetzt. Auch in Großbritannien sieht man viele Masters, aber natürlich auch Transits. In Italien vor allem Iveco, das sind auch sehr gute Autos. Und selbst diese drei Marken sind auch in… Deutschland verbreitet.

    • In Frankreich CitroenS. Oft umgebaute Pausen mit erhöhtem Dach. Blitzschnell und bequem, aber innen nicht wirklich geräumig. Das sind wirklich Autos, um einen Patienten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu transportieren.

      • Diese Bremsen sind heute für den Transport von Patienten im Liegen gedacht, da diese Menschen nicht mehr sitzen können. Das sind Krankenwagen als Krankentransporter nicht speziell für Unfälle, dafür gibt es die Samu (rote Autos) und die fahren oft Master oder ähnlich große Fahrzeuge.

  4. Viele dieser Krankenwagen wurden von der Firma Visser in Leeuwarden gebaut, einer der Söhne richtet ein Museum der von ihnen gebauten Krankenwagen ein.

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