Trendthema: Ex-sowjetische Zweitakter

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Also. Eine Art von. Oder vielleicht. Ehemalige CCCP/UdSSR-Motorräder standen immer am Rande der Motorradwelt. Am Rand. Oder am Straßenrand. Mit Pech. Aber sie waren spottbillig.

Die – nennen wir es der Einfachheit halber russisch – Motoren waren veraltet und in puncto Verarbeitung und Zuverlässigkeit minderwertig. Zumindest nach westlichen Maßstäben. In ihren Heimatländern ließen sie sich gehorsam und langsam über weitgehend unbefestigte Straßen treiben. Mit einem IMZ oder KMZ (Ural oder Dnepr) waren Sie der Chef und hatten Transportmittel für Ihre Arbeit und/oder Ihre Familie. Mit einem Zweitakt-IZH (oder ISH oder wie auch immer Sie den lokalen Namen interpretieren wollten) fuhren Sie einen einfachen, soliden Zweitakter mit normalerweise 250 oder 350 cm³. Die 350er waren als Ein- und Zweizylinderversionen erhältlich und wurden futuristisch „Planeta“ oder „Jupiter“ genannt.

Einige Recherchen ergaben, dass es einst nicht nur Ural- und Dnepr-Schiffe in großer Zahl gab. Viele dieser Maschinen, diese teuren, schweren Maschinen, wurden als Beiwagenkombinationen an das Militär und andere Regierungsbehörden geliefert. Hunderttausende wurden hergestellt. Die Zweitakter waren eher zivil ausgerichtet. Allein 1.2 Millionen Planetas wurden produziert.

IZH-Planeten und Jupiter kommen jetzt sehr langsam in Sicht. Sie passen voll und ganz zu den Vorstellungen der frühen niederländischen Ural- und Dnepr-Reiter: Sie kosten keinen Cent und niemand, naja, fast niemand, will sie haben. Ach ja: Es gibt Menschen, für die gebrauchte Ural- und Dnepr-Schiffe inzwischen unerschwinglich sind, die aber immer noch von der ehemaligen sowjetischen Technologie fasziniert sind. Am Styling wird es nicht liegen. Aber hier standen sie – mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der ehemaligen Sowjetunion – schon seit einiger Zeit auf der Wunschliste. Das Angebot ist begrenzt. Bei den zum Verkauf stehenden Maschinen handelt es sich oft um eine Art Scheunenfunde, nicht fahrbereit, unvollständig und/oder ohne niederländisches Nummernschild. Und wie reagiert das RDW, wenn man mit so einem rauchenden Kaninchen ankommt, um ein Nummernschild darauf anbringen zu lassen? Und wie sieht es mit der Teileversorgung aus?

Nun: Mehr als 1.200.000 dieser Motorräder wurden hergestellt. Und im Rahmen der kommunistischen Planwirtschaft müssen zehnmal so viele Teile hergestellt worden sein. Minimal. Allerdings sind fast alle noch in ihren alten Häusern. Und das sind einfach nicht die Länder, in denen man zum Vergnügen sein möchte. Außerhalb der Kriegsgebiete sind die ehemaligen Sowjetrepubliken allesamt durch und durch korrupt. Und wer die Sprache nicht beherrscht, ist völlig am Arsch.

So blieb es ein Traum, bis die Rubrik „Leser helfen Lesern“ von „De Gelderlander“ erschien. Ich hatte dort schon ein paar Leute mit ein paar Resten glücklich gemacht. In kitschiger Stimmung rief ich selbst an: „Happy AOWs sucht einen alten russischen Zweitaktmotor aus nostalgischen Träumen“.

Ich habe die E-Mail abgetippt und vergessen. Bis eine Weile später eine Nachricht in meinem Postfach eintraf. Der Absender hatte eine Planeta 5, hatte aber nicht den Mut, etwas damit anzufangen. Er wollte, dass die Sache gut ausgeht, sagte aber, dass der Ansatz der kostenlosen Sammlung, auf dem dieser Abschnitt basiert, für ihn eine Brücke zu weit sei. Ich antwortete per E-Mail, dass mich seine Antwort sehr gefreut habe und dass ich nie davon ausgegangen sei, dass ich nichts bezahlen müsste. Es kamen einige Fotos. Dazu der Kommentar, dass es auf dem IZH ein niederländisches Nummernschild gab. Ein Preis wurde genannt und angenommen.

Auf der Brücke steht mittlerweile ein IZH350 vom Typ Planeta 5. Das Ding ist komplett. Der Block ist locker. Er funkelt. Zuerst wird es gereinigt und inspiziert. Und dann ist es Zeit für die Frühlingsfahrt. Und danach? Dann werden die Planetas und Jupiter begehrt und teuer. Das könnte noch 25 Jahre dauern. Noch….   

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8 Kommentare

  1. Würde es wirklich Sympathie für den ständigen Einsatz russischer Motoren wecken? Aus einem rein negativen Land? (Eigentlich ein sehr schönes und reiches, aber völlig zerstörtes von….)

    • Was haben Motorräder mit Politik zu tun? Russische Motorräder können nicht anders, als in Russland hergestellt zu werden... das macht sie aber nicht weniger spaßig... oder?!
      Also sind eine BMW R75 oder eine Zündapp K750 auch nicht unser Mitgefühl wert, weil sie auf Basis einer bestimmten Ideologie unter der falschen politischen Regierung entstanden sind?? Aufleuchten..

      • Immer ein schöner Abschnitt, dass „Leser Lesern helfen“.
        Habe auch ein paar Mal ein paar schöne Dinge geschossen.
        Auch deshalb ist mein Sohn inzwischen süchtig nach dem Commodore 64.
        Also falls jemand etwas hat. . .

        Und es wird viel gelesen, denn noch öfter bekam ich die Antwort, dass ich die Nummer 101 sei, die antworten muss.
        Und dann reagiere ich oft während der Mittagspause auf eine Anzeige in der Morgenzeitung.

        Und diese alten Motorräder sind einfach wunderschön
        Erinnert die Menschen auch daran, woher die moderne Steckertechnologie kommt.
        Aus einer Zeit, als man seinen Motor/Maschine noch mit „Hammer und Sichel“ reparieren konnte, ohne Computer etc

    • Dann kann man wegen der Atombomben keinen Mercedes, BMW, VW, Honda, Toyota oder Suzuki mehr fahren. Und auch keine Harley mehr. Und besser auch keine italienischen Fahrräder haben, denn die gehen kaputt. Maschinen sind für mich nicht schuld.

  2. Kleine Doppelschläge, besonders hinter der ostdeutschen Kluft, sind einfach nur lustig.
    Sie basieren stark auf den Konstruktionen von DKW (später IFA, später MZ) und sind recht einfach, aber da Produktion, Verarbeitung und verwendete Materialien nicht den DKW-Standards entsprachen, sind sie leider weniger zuverlässig.
    Solange Sie ein so tolles Fahrrad wie vorgesehen nutzen, ist alles in Ordnung.
    Bei modernen Ölen ist das Mischen im Verhältnis 1:50 in Ordnung, was auch das Räuchern sehr erleichtert.
    Sie gewinnen an Interesse, aber nicht im Vergleich zu anderem Altmüll.
    Mach deinen Zug!

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