Die Sonderanfertigungen von Ogle Design

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Wir schreiben das Jahr 1969 und die Kinos zeigen mit „Easy Rider“ einen Kultfilm, der genau das widerspiegelt, was die junge Generation empfand. Freiheit! Drehen Sie den Gashebel eines Choppers zu den Klängen von Creedence Clearwater Revival. Eine neue Ära nahte, dominiert vom Wassermann, alles wurde möglich. Drogen, freie Liebe, die Pille, die psychedelischen Farben, der Minirock, Woodstock, in deinen Ohren Steppenwolf singt „Get your motor running“…

Kein Wunder, dass sich Industriedesigner in dieser Zeit den angesagtesten, verrücktesten Dingen hingaben, am liebsten im neuen Material Plastik und am liebsten in Orange und Lila, den Farben Tibets, den Düften von Weihrauch. Die ganze Welt schien orange, grün oder lila aus Plastik zu werden: Telefone, Wecker, Aschenbecher, Beistelltische und Tischlampen.

Eine dieser Designfirmen war Ogle Design in England. Diesmal zwar kein Michelotti oder Giugiaro, sondern ein ideenreiches Team junger Absolventen im Swinging London, wo plötzlich auch die Mode bestimmt wurde. Werfen wir einen Blick auf einige der Vorstellungen, die dabei entstanden sind.

Bond Bug 700es
Bond Bug 700es auf der London Motor Show

Der Bond-Bug

Wir bleiben 1969, weil es nicht so langweilig war. Nehmen Sie die Mode allein: Kniehohe Stiefel, Miniröcke und Strickkleider verwandeln jeden Tag in einen neuen Frühling. Und auf der London Motor Show gab es einen tollen Wagen, der genau dazu passte: den Bond Bug.

Der Bond Bug (Insekt) war das Ergebnis der Übernahme der sehr langweiligen Dreiradmarke Bond durch die andere Dreiradmarke Reliant. Unter dem Design von Ogle befand sich daher die Technik eines Reliant Regal, mit seinem 750-ccm-Aluminiummotor und der starren Hinterachse. Es war als Kleinserie von Stadtautos gedacht, mit seinen zwei Sitzen und dem Mangel an Gepäckraum. Aber der Wagen war so beliebt, dass die Nachfrage bei weitem nicht gedeckt wurde. Bereits während der Messe konnten fast tausend Bestellungen registriert werden, was für eine Fabrik mit traditioneller Produktion eine unmögliche Aufgabe wäre. In den Reliant-Werken in Tamworth wurde daher in sieben Schritten eine zusätzliche Produktionslinie aufgebaut und mit den Arbeiten begonnen.

Der Bug
Der Bug

Doch der Erfolg brach genauso schnell zusammen, wie er begonnen hatte. Das Fahren auf drei Rädern hat keine Vorteile, außer dass damals ein Motorradführerschein genügte. Darauf komme ich später bei Reliant Robin and Kitten zurück. Mit seiner federleichten Konstruktion war der Bond Bug mit 135 Stundenkilometern recht schnell. Aber das Ein- und Aussteigen durch die riesige Klapptür war nicht sehr bequem und die Sicht zur Seite und nach hinten war geradezu schlecht. Außerdem sah es bei genauerem Hinsehen innen ziemlich plastisch aus und es wurde kein Cent für Schalldämmung ausgegeben, so dass ein Radio oder ein gutes Gespräch wenig nützten. Und das in Kombination mit einem Kaufpreis, für den auch ein Mini 850 zu erwerben war. Und ja, ein Mini, das war ein klassisches Auto mit vier Sitzen, vier Rädern und sechs Fenstern. In diesem Jahr 1969 erhielt der Mini auch eine schöne Werbekampagne im Film „The Italian Job“ mit Michael Caine. British Leyland sponserte natürlich all diese Szenen mit Minis in den Farben des Union Jack.

Innerer Bond-Bug
Plastik fantastisch: das Innere des Bugs

Der Bond Bug würde in den Star Wars Filmen das Kinopublikum erobern.

Regisseur George Lucas ließ drei Bugs zu schwebenden Land Speeder-Autos umbauen, die den Effekt des Fliegens mit Spiegeln oder mit einem Schuss Vaseline auf einer Glasplatte vor der Linse erzeugten. Nicht drei, sondern null Räder. Das konnte sich nicht einmal Ogle vorstellen.

Landgleiter
Landgleiter

Zurück ins Jahr 1969 und der Film Easy Rider

Ogle Design hatte Erfahrung mit Zweirädern: Es war der Designer des Triumph Trident und sein Zwillingsbruder BSA Rocket 3, schöne britische Motorräder, aber keine trendigen Chopper, auf denen Typen mit meterlangen Haaren herumfuhren. Ab 1970 war diese Möglichkeit jedoch dem Gymnasiasten vorbehalten, der mit dem Fahrrad groß auffallen wollte.

Der Raleigh Chopper war ein Kinderfahrrad, das auf dem allgegenwärtigen Wunsch von Jungen nach motorisiertem Transport basiert, und dieses Fahrrad hatte alles, was nach einer überwältigenden Motorradparty aussah: einen Kumpelsitz, eine Sissy Bar, einen Chopper-Lenker und einen Schalthebel, der je nach bei Daddy Wallet konnten drei oder fünf Gänge gewählt werden.

1969 Raleigh Chopper
1969 Raleigh Chopper

Nicht, dass es so ein tolles Fahrrad war… wenn man schön sein wollte, musste man leiden. Der dünne Sattel wurde bei längeren Fahrten zur Nervensäge und wer davon rutschte (was garantiert oft vorkommt), landete mit seinen empfindlichen Stellen am Schalthebel. Hoffe nur, dass der Knopf noch da ist. In einigen US-Bundesstaaten wurde dieses Fahrrad nach einigen fiesen Amputationen mit nachhaltigen Folgen für die Fortpflanzung aus dem Verkauf genommen. Auch der Ralleigh Chopper war nicht besonders stabil und konnte spontan nach hinten schießen. Aber schön zu sehen, das war er.

Reliant Robin
Reliant Robin

Das abhängige Rotkehlchen und Kätzchen

Reliant war schon immer der seltsame Mann im Autoland. Das Konzept der Dreiräder war nicht neu, auch die Deutschen und Italiener waren groß drauf, aber Reliant war bisher die einzige Marke, die einen mehr oder weniger vollwertigen Pkw mit einem Vorderrad und zwei Hinterrädern auf den Markt brachte.

Ein Auto zu bauen, dem ein Rad fehlte, war nicht einmal die größte Herausforderung, um es mit einem Motorradführerschein fahren zu dürfen, musste auch das Leergewicht unter 400 Kilo bleiben. Deshalb wurde die Karosserie eines Reliant Regal oder Robin komplett aus Polyester gefertigt, montiert auf einem Stahlchassis. Motor und Getriebe wurden aus Gewichtsgründen aus Aluminium gefertigt. Ein weiteres Ergebnis war, dass es ein sehr sparsames Auto war. Aber es war nicht sehr schön oder aufregend, wie wir in der TV-Serie Mr. Bean, der sich ständig mit einem Regal Van auseinandersetzt.

Ogle wurde gebeten, ihre Bond-Bug-Fantasie auf einem Nachfolger des Regal auszuleben.

Das Ergebnis war der Robin, der tatsächlich viel besser aussah und von dem eine vierrädrige Version erschien, der Kitten. Dafür war ein Führerschein erforderlich, aber die Wirtschaftlichkeit blieb erhalten.

Jeremy Clarkson in einem gepflegten Reliant Robin
Jeremy Clarkson in einem gepflegten Reliant Robin

Die Wut war groß im Reliant Owners Club, als Jeremy Clarkson sich für die Top Gear-Sendung in einem Robin filmen ließ, der mehr oder weniger an jeder Straßenecke bog. Darüber konnten die Enthusiasten nicht lachen, denn später stellte sich heraus, dass das Differential für die Schüsse fixiert und links und rechts im Vorschiff Betonblöcke platziert worden waren. Dadurch kippte das Auto bei jeder Lenkradbewegung auf die Seite, was aber mit der Realität nichts zu tun hatte. Natürlich ist ein Dreirad weniger stabil als ein Vierrad, aber so schlimm war es nicht.

Reliant Scimitar OTC
Reliant Scimitar OTC

Krummschwert

Das schönste Ogle Design Design für Reliant war natürlich der unübertroffene Scimitar. Dieser Sportwagen mit Ford V6 wurde, wie die anderen Reliants, aus einem Stahlchassis und einer Polyesterkarosserie gebaut. Das Modell zog viele Kunden an (einschließlich Prinzessin Anne, die bis zu sechs durchmachte). Wo eine kleine Fabrik groß sein kann. Übrigens nannte sich Reliant seit Jahren „Großbritanniens zweitgrößter Autohersteller“. Das Gute war, dass es immer noch wahr war.

Wo ist die stolze britische Autoindustrie seitdem geblieben?

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16 Kommentare

  1. Oh, so ein Chopper-Bike. Besitzte auch eine Zeit lang einen. Nur weil das Bike (Poker am Oberrohr, Zierfedern in der Vordergabel, langer Sattel) ein kleines Mädchen nebenan war und nicht mehr in Bestform war.
    Der Scimitar 30-TH-14, 2. Typ, gehörte einem anderen Nachbarn und ich durfte ihn auch mal fahren um zB einen Freund abzuholen.
    Mächtiger (Kölner?) V6, hölzernes Nardi-Lenkrad, Overdrive-Schalter links vom Lenkrad und was für ein Geräusch kam von diesem Krummsäbel.

  2. Ich lese: "Triumph Trident und sein Zwillingsbruder BSA Rocket 3, brillante britische Motorräder“ zum ersten Mal seit rund 50 Jahren. Wenn an diesen neuen Dreizylinder-Motoren etwas nicht stimmte – natürlich waren es mehrere –, dann das Styling, dessen Gedrungenheit als Produkt der Autodesigner adäquat erklärt wurde. Ich habe diese Aussage hier bestätigt gelesen. Kritisiert wurden vor allem die Kraftstofftanks sowie der Spitzname „Brotkasten“.

  3. John Fogherty von CCR hat den Song "Born to be wild" nicht groß gemacht, das war die Band Steppenwolf...und sonst niemand...

    Wenn du etwas schreibst, achte darauf, dass die Fakten richtig sind….

    Dies ist ein Fehlschlag erster Ordnung….Ich halte den Atem für den Rest dieses Artikels an….

    • Es bleibt ein schönes Auto, so ein Scimitar. Ich hatte einen, einen RHD Se6b in Roseweiß, wenn der Lack hielt. Sonst wurde es grün. Eine idiotische Sitzposition, viel zu weit rechts mit riesigem Mitteltunnel, denn die Erhöhung des Se5 zum Se6 war am einfachsten, indem man ein zusätzliches Stück in die Formen steckte. Der 2.8 Cologne Motor war großartig und wenn er lief, lief er sehr gut. Bis ich ein Knistern im Sicherungskasten hörte, der sich später durch einen Kurzschluss als komplett geschwärzt herausstellte. Ein spannendes Erlebnis mit dem schlechtesten, aber auch charakteristischen Auto, das ich je hatte. Ich habe immer noch ein Faible dafür. Und für so einen Bond Bug auch.

  4. Nur ein Wort zur Musik des Films Easy Rider, die Byrds mit der Ballade vom Easy Rider und Was't born to follow verdienen sicherlich eine lobende Erwähnung.

  5. Lustig das erste Foto aus den 60er 70er Jahren.Der Bug wurde am 13. Mai 2017 mit 36,916 Meilen TÜV geprüft
    auf dem Zähler, aber ich denke, der Zähler war durcheinander, weil der Zähler in den Zeiträumen davor höher war. Wo wäre der Bug jetzt?

  6. Schönes Stück über Dreiräder, aber den Motor von Carl Foggerty (von CCR) zum Laufen zu bringen ist falsch, du meinst Born to be wild von Steffenwolf

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