Friedl hat es besser gemacht

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Aber besser macht nicht immer mehr Spaß. Manchmal ist Perfektion sogar bedrohlich. Hin und wieder werden Sie fast hinter Ihrer Tastatur blockiert. Wenn Sie zum Beispiel an einer Geschichte über Münch arbeiten. Denn München ist wie Religion. Darüber wurde schon so viel geschrieben. Und neben all dem Text gibt es auch die Maschine selbst. Was für ein Motorrad! Was für eine Menge Arbeit da drin steckt! Was für ein Genie! Friedl Münch baute mit stumpfer Beharrlichkeit die stärksten Serienmotorräder der Welt. Von 1966 bis 1976. Und es kostete ihn nur Geld und seine Gesundheit.

Auch Selbstbauer nutzten gerne NSU-Bausteine

Wir sind wieder zu Friedls Traum gekommen durch unser Aufruf zu DIY Motorrädern. Unter den Reaktionen waren auch einige Leute aus der Ära Koning Zelfbouw, die sich ebenfalls von den Möglichkeiten der luftgekühlten NSU-Blöcke mit obenliegender Nockenwelle inspirieren ließen. Einen solchen Vierzylinder-Motor in einen Norton- oder BSA-Rahmen zu bauen, ist bei allem Respekt um einiges überschaubarer als das, was Friedl mit Münch geschaffen hat. Denn es ging konstruktionstechnisch wirklich aufs Loch.

Die ideale Stromquelle

Die ursprüngliche 1100-cm³-Version dieses Blocks stammte vom NSU Prinz und war alles, wovon Friedl Münch träumte. Der Motor war luftgekühlt, leicht und drehte dank obenliegender Nockenwelle und kurzem Hub verrückt auf. Aber um daraus einen Motorradblock zu machen, musste viel getan werden. Hinter dem Vierzylinder musste ein Getriebe eingebaut werden. Es musste ein neues Primärgetriebe hergestellt werden. Inklusive des Links. Die Ölwanne musste neu erstellt werden. Ganz zu schweigen von der Vergaser- und Auspuffanlage. Damals gab es weder Räder noch Bremsen, nicht einmal Fahrradteile, die 100 PS leisten konnten. Münch hat alles selbst gegossen und zusammengeschweißt. Die Vorder- und Hinterräder wurden zu eigenständigen Strukturen. Das Doppelwiegegestell fertigte er aus dickwandigem, nahtlos gezogenem Präzisionsrohr. Der Hintern inklusive Hinterradschutzblech, eine Hinterradgabel inklusive Ölbad-Kettenkasten, die Gabelbrücken, die Knotenbleche für die Fußrasten usw.
Alle diese Gussteile wurden natürlich aus hochwertigem Elektron, einer Magnesiumlegierung aus dem Flugzeugbau, gefertigt. Und all diese Schönheit musste sorgfältig bemalt werden, sonst würde die Korrosion gnadenlos zuschlagen und das Material würde zerbröckeln.

Der Munch-4-TTS-E 1200

Trotz magerer Statur wog ein leerer Münch 260 Kilo. Das war damals auch ein Höhepunkt. Das Fahrrad wurde für die härtesten Männer mit dem meisten Geld gemacht. So ein Münchner kostet so viel wie zwei VW Golf plus ein wilder Urlaub. Die aktuellen Münch-Preise lassen sich am besten mit dem Hinweis beschreiben: „Wer wissen will, was es kostet, kann es sich nicht leisten.“

Jetzt zahlt man – wenn man einen findet – bis zu anderthalb Tonnen für einen Münch

Und das ist im Grunde die Schande. Deshalb ist unser größtes Ziel im Motorradbereich nicht mehr der Besitz einer Münch, sondern eine Fahrt auf einer der niederländischen Eigenbaumaschinen mit einem solchen NSU-Block. Denn – und das ist kein Zeichen von Schwäche – „unserer“ NSU-betriebener Vierzylinder ist deutlich herzerwärmender als ein so musealer, unbezahlbarer Münch. Witzig: Wenn solche Eigenbaumaschinen neuerdings angeboten werden, sind sie meist sehr schwer zu verkaufen. Denn jeder Klassik-Enthusiast oder Investor will einen Münch. Aber die wenigsten wagen es, ein wirklich einzigartiges Motorrad zu kaufen. Und fahre damit.

Jan Heemskerk machte bei einem NSU-Block nicht halt.

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Heemskerk

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6 Kommentare

  1. Der letzte 'echte' der Mamuth Titan mit Kügelfisher Einspritzung und Turbo. Dann kam 2000 ein Evo mit 2.0 Opel Calibra Turbomotor aber.....

  2. Ton Rossewij hat einem Freund Harry van Langen aus Cuyck in der Vergangenheit erzählt, dass dieser gebaute leider verstorben ist
    auch einer in Rot, er restaurierte viele Motorräder und Roller für Ruys in Veghel
    dieser ging später nach Verschaik in Brabant, er hatte auch eine Mechanisierungsfirma.

  3. So ein Münch ist ein Denkmal. Das moderne Münch Mammuth ist ein Monster. Was beim Blitzen mit ca. 354 kg schweren Reichen-Spielzeugen los ist, ist mir irgendwie ein Rätsel. Friedl hat natürlich etwas gemacht, für das sich ein Hayabusa heutzutage nicht mehr umdrehen würde. Friedl hatte jedoch keine CAD-CAM-Systeme, dafür aber goldene Hände, wenn nicht sogar Hände aus noch edleren Materialien. Bleibt eine schöne Geschichte!!!

      • Prinz Albert hatte eine Kawa Z1 mit der er tatsächlich nach Amsterdam (Bruinsma Motoren) zur Wartung und zum Plausch fuhr. Auch bei richtig schlechtem Wetter.

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