Opel Kadett. Die Rückkehr des Kadett

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An einem düsteren Frühlingsmorgen 1959 spazierte eine Gruppe von Männern in grauen Mänteln und Filzhut durch ein altes Gewerbegebiet in Bochum, einer tristen Bergbaustadt im Herzen des Ruhrgebiets. Sie waren Direktoren der Adam Opel AG. Sie hatten gerade die größte Baustelle der 60er Jahre erworben. Ab 1960 sollte dort eine nagelneue Autofabrik entstehen. Aber für was? Niemand wusste.

Alles wurde fast wie ein militärisches Geheimnis behandelt. Der Grund: Opel bzw. der Mutterkonzern General Motors investierte hier Milliarden mit dem alleinigen Ziel, die Hegemonie des VW 1200, des Volkswagen Käfers, zu besiegen. Und diese Hegemonie war enorm: Der millionenfach produzierte Käfer war für die Deutschen zum Symbol des Wirtschaftswunders geworden und der typische Sound des luftgekühlten Boxers war auf allen deutschen Straßen zu hören.

1963 Opel Bochum 14042
1962: Sowohl die neue Fabrik als auch der neue Kadett liefen vom ersten Tag an reibungslos.

Andere Hersteller versuchten, den Käfer auf eigenem Terrain zu schlagen: kompakt, leicht zu produzieren, mit Motor und Antrieb im Heck. NSU hat den sparsamen Zweizylinder Prinz auf den Markt gebracht. Renault mit dem 4CV und mit der schönen Dauphine. Fiat mit dem kompakten und schönen 600 und dem 850, Simca mit dem kubistischen 1000. Jeder moderner als der Volkswagen aus den 30er Jahren. Feine Autos. Auch erfolgreich. Aber sie haben nicht in den Verkaufszahlen gewonnen. Die Käufer setzten weiterhin massenhaft auf die überzeugende Qualität und den ziselierten Wiederverkaufswert des Käfers.

Opel ging einen anderen Weg. VW-Chef Heinrich Nordhoff hatte zur Freude der Konkurrenz gesagt, dass der Käfer nur dann bezahlbar und erfolgreich bleiben würde, wenn er sich nie radikal änderte. Eine solche Aussage ist Musik in den Ohren der Konkurrenz. Und so beschloss Opel, ein Vorkriegskonzept wiederzubeleben, den Opel-eigenen „Volkswagen“, den Opel Kadett von 1936. Dieser Kadett aus der Vorkriegszeit war eine vereinfachte Version des Olympia gewesen, ein gewachsenes Auto mit einer gewissen Schrumpfung. Warum also nicht jetzt eine kleinere Version des Mittelklasse-Opel Rekord machen? Das sollte die Käfer-Kunden in den Opel-Showroom locken.

Der Anti-Käfer

Wie, das lesen wir in den ersten Kadett-Prospekten: „Der Motor sitzt vorne, wo er hingehört, zwischen den Vorderrädern!“ Bingo, 1:0 für den Kadett. „Das schafft Platz für einen geräumigen Kofferraum, sodass kein Urlaubsgepäck zu Hause bleiben muss!“ Zweites Tor. „Die schlanken Fensterbilder bieten viel Rundumsicht!“ Dritter Knockout und „Unsere Motoren sind wassergekühlt, das bedeutet eine lange Lebensdauer sowie einen leisen Innenraum und wunderbare Wärme, auch in den kältesten Wintermonaten!“ Vierte, fünfte und sechste Basis. „Unsere neuen Motoren sind nicht nur sparsam mit kostbarem Benzin, sondern auch auf eine sehr effiziente Wartung ausgelegt!“ Und das war Nummer sieben. Der Kadett krönte das schnittige, damals modische Linienspiel mit dünnen Chromfinnen, frischen Lackfarben, filigranen Chromdetails und obendrein einem Preis, der den Käfer kaum übertraf.

Sowohl das neue Werk als auch das neue Auto liefen vom ersten Tag an reibungslos. 1963 wurde die Baureihe um ein schönes Coupé und um einen Car-A-Van, wie der Kombi bei Opel heißt, erweitert.

Design-

Was war dieser erste Opel Kadett? Es war jedermanns Freund mit Platz für vier Erwachsene und einem großen Kofferraum. Der 1000N-Motor war ein neu konstruiertes 40-PS-Gußeisen-Arbeitspferd, das dank einer hochliegenden Nockenwelle und hohlen Kipphebeln (GM-Patent) hohen Drehzahlen standhält. Gegen Aufpreis gab es eine 1000S-Version, die mit Superbenzin lief und 50 PS leistete, und ab 1964 konnte auch der 55 PS starke 1100S-Motor eingebaut werden. Das vollsynchronisierte Vierganggetriebe verfügt über einen sehr kurzen ersten und zweiten Gang, der dem Wagen in der Stadt einen spritzigen Eindruck verleiht, sowie einen langen dritten und vierten Gang, der den Kadettje leise und sparsam auf der Langstrecke macht. Der Opel Kadett war natürlich „Autobahnfest“ in guter deutscher Tradition und konnte durchgehend mit Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Die Vorderachse hatte eine Querblattfeder, die starre Hinterachse zwei Längsblattfedern und die Bremsen wurden vom Rekord A entlehnt und daher großzügig dimensioniert. Ein angenehmer Nebeneffekt war, dass sich die gesamte Technik in der Praxis als nahezu unzerstörbar erwies. Okay, der Hebel war ein langes und dünnes Gehäuse, saß aber direkt im Getriebe und schaltete sehr präzise. Aufgrund des geringen Gewichts und der kleinen 12″-Laufräder war der Kadett empfindlich gegenüber Seitenwind, aber auch die Konkurrenten mit dem Heckmotor. Und ja, es war ein etwas eckiges Design, aber selbst die größten Leute fanden viel Kopffreiheit darin, und der Kofferraum war einfach der größte seiner Klasse.

Es dauerte nicht lange, da fing die kleine Kompeltje aus Bochum tatsächlich an, Käfer zu fressen. Die Kunden stellten fest, dass die Qualität des jüngsten Opel Volkswagen in nichts nachstand, dass ein gebrauchter Kadettje beim Eintauschen noch einen süßen Pfennig einbrachte und vor allem seltener nachgetankt werden musste.

Rückzahlung durch den Opel B-Kadett

1965 übernahm der B-Kadett den Staffelstab und der Vormarsch ging richtig los. Der Neuling basierte auf vorhandener Technik, war aber in alle Richtungen gewachsen und beherbergte nun fünf Erwachsene. Darüber hinaus gab es auch eine viertürige Version. Da konnte kein Käfer mithalten. 1968, genau zehn Jahre nachdem die grau gekleideten Männer auf der kahlen Bochumer Baustelle herumliefen, schlug der Kompeltje den Käfer als Europas meistverkauftes Auto.

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17 Kommentare

  1. Economy und Opel, davon war in den 80er Jahren leider wenig übrig. Mein damaliger Kadett-D 1.2S lief, wenn ich Glück hatte, 1:11. Aber öfter musste ich nach 400km tanken, weil schnell der Boden des 42 Liter Tanks ins Bild kam. Und dann bin ich noch nicht mal so verrückt gefahren, aber mit vier Gängen und 120 auf der Autobahn lief der Motor schon mit 4500 U/min. Mein Auto fuhr danach auch 1:10, dann aber auf LPG und war a Citroën BX1.6.
    Schockierender fand ich den Kadett-E 1.8e, den ich mal als Leihwagen hatte. Mit vollem Tank erhalten, viel gefahren, aber beim Tanken stellte sich heraus, dass es 1:10 gefahren ist…. Mein eigenes Auto (Civic CRX) schaffte damals locker 1:14.
    Irgendwo muss Opel den Sparsamen (im Vergleich zur Konkurrenz) verloren haben. Jedenfalls muss man im Vergleich zu einem Käfer nicht sein Bestes geben. Aber wenn man sukzessive gegen einen BX (1.6 auf LPG) und dann einen Civic CRX (den letzteren viel sportlicher und viel schneller gefahren ist) verliert, dann ist das ziemlich schade… oder das Gesetz der Bremsführung.

    • Mein allererstes Auto war ein B-Kadett von 1969 mit dem kleinen 1100N-Motor. Auf den langen Fahrten fuhr es etwa 1:13. Ich habe es einmal bis 1:15 geschafft. Der Tank fasste 40 Liter, er konnte rund 500 Kilometer gefahren werden. Das war schön, wenn sie in Deutschland dienen mussten. Später hatte ich kurzzeitig einen B-Kadett 1.2 mit dem 1200S Motor, der viel ruhiger fuhr aber der Tank war auch früher deutlich leer.

  2. Der Unterzeichner besitzt ein B von 1972 mit einem langen Schürhaken. Genau das hatte meiner Meinung nach etwas damit zu tun und egal wie spärlich das Modell ausgestattet ist, es war einfach ein schönes Auto.
    Obwohl die Rückenlehne nicht verstellbar ist, hatte ich einen guten Sitz hinter dem Lenkrad.
    Auffallend: das suchende Handling, nicht nur bei starkem Wind. Erkennen oder erkennen das andere Kadett-Fahrer?
    Außerdem stellte sich heraus, dass der Tacho nicht sehr genau war, dies wurde erst klar, als ich einmal eine Messung anhand der Anzahl der Hektometerzeichen durchführte, die ich innerhalb einer bestimmten Zeit passierte; die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit lag fast 10 km/h unter der Anzeige des Zählers.
    Die Ursache lag in den Rädern; das waren die 12″ und ich vermute, dass die Spurweite in Bezug auf den Umfang für eine größere Reifengröße ausgelegt war….
    An der sprichwörtlichen Ökonomie in Sachen Konsum gab es nichts zu bemängeln.
    Genauso wie die Zuverlässigkeit.
    Denken Sie nur darüber nach; ein Auto mit wenig Aufwand (sprich: Elektronik), das dich überall hinbringt und einfach zu reparieren und zu warten ist.

    • Genau das fehlt uns im Jahr 2021.
      Ein günstiges Basisauto, auch günstig in der Reparatur, das uns viele Jahre problemlos von A nach B bringt.
      Selbst ein Fiat Panda steckt heutzutage voller Elektronik und anderem Unsinn, der eine Selbstreparatur erschwert oder unmöglich macht, und ist daher für das, was er ist, viel zu teuer.
      Der Schwerpunkt liegt heutzutage auf Showroom-Gadgets, die wichtiger zu sein scheinen als ein starkes Fundament.

    • Ein B-Kadett von 1972 hat bereits die neue Hinterachse, 1968 wurden die Blattfedern durch Schraubenfedern ersetzt. Wenn Sie eine Instabilität feststellen, sehen Sie sich die Buchsen und Schrauben der Stabilisatoren der Vorderachse an. Es kann Spiel vorhanden sein oder die Schrauben brechen spontan. Aber das sollte man bei jeder Inspektion sehen. Ansonsten nur gute Reifen und Stoßdämpfer, das ist alles, was Sie tun können. Ein B-Kadett ist ein etwas kopflastiges Auto mit außergewöhnlich geringer Masse (720 kg) und kleinen 12″-Rädern. Das wird nie ein Porsche.

      Aber es ist schwieriger, für wenig Geld und von hoher Qualität ein universelles Auto zu bauen als einen Porsche.

      1966 Opel Bochum 36814

    • Ich denke, der Unterschied beim Tacho liegt darin, dass der Kadett früher mit 12-Zoll-Diagonalreifen ausgestattet war, die eine höhere Seitenwand haben als die aktuellen 12-Zoll-Radialreifen

  3. Einmal hatte ein Opel Kadett nichts als Elend andere Motorantriebswelle nie mehr kein Opel.
    Ich fahre jetzt Volvo Amazon über Autos und Qualität, das sind nur Autos.
    Unsere alte Queen Beatrics hat zwei gehabt.

    m.vr.gr.

    Johann Geers

  4. Diese Kadetjes waren einfach wirklich tolle Autos.
    Mit einem Taschenmesser konnte man sie fast reparieren und unter der Haube hatte man wirklich viel Platz, um seinen Geschäften nachzugehen. Sie alle müssen wiederkommen. Obwohl die heutigen Autos noch besser sind, weil sie wirklich mehr Kilometer zwischen den Kurven haben können, ist das Einstellen von Ventilen und das Ersetzen von Kontaktpunkten heutzutage eine vergeudete Fähigkeit. Die Nostalgie für die Schläfrigen von damals bleibt jedoch bestehen….und das natürlich zu Recht. Schließen Sie einfach die Augen und ich höre immer noch den charakteristischen Klang des A Kadett. Bleibt schön!!

    • Das Einstellen der Ventile war bei den damaligen Opels bei laufendem Motor möglich, daher war das Erreichen der Ventilkipphebel mehr Arbeit als das Einstellen. Auch die Kontaktstellen waren ein Kinderspiel. Ein Stroboskop war nicht nötig, es war mit jedem Multimeter oder sogar einer separaten 12V-Lampe möglich.

      Der Solex-Vergaser 35PDSIT hatte zwei Schrauben: Gemischregulierschraube und Leerlaufdrehzahl. Wenn Sie kein Unterdruckmessgerät haben, können Sie es weit bringen, indem Sie die Drehzahl etwas hochdrehen und dann die Gemischeinstellschraube herausdrehen, bis der Motor unruhig zu laufen beginnt, dann eine halbe Umdrehung zurück und die Drehzahl auf 700 zurückdrehen . Erledigt.

  5. Schöne Geschichte, schön geschrieben.
    Ich komme aus der Zeit, als Opel jahrelang die meistverkaufte Marke in NL war. Bis 1974/75, als VW mit dem teuren, aber erfolgreichen Golf wieder das Ruder übernahm…
    Ich selbst bin mit Opel aufgewachsen und Citroën.

    • Die altbekannte Geschichte von „Die Russen haben den Opel Kadett nach dem Krieg gestohlen“.

      Die Realität sieht wie immer anders aus. Auf der Potsdamer Konferenz wurde zwischen den Besatzungsmächten (USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR) vereinbart, dass Deutschland ein Aggressor gewesen sei und eine Entschädigung gezahlt werden sollte. Dies wurde später mit dem Vertrag von Paris 1947 bestätigt und verfeinert.

      Die Gesamtsumme betrug rund 24 Milliarden US-Dollar. Davon gingen etwa 10 Milliarden US-Dollar an das Land, das am meisten Schaden erlitt, die UdSSR. Für diesen Betrag durfte die UdSSR die Hälfte der gesamten Industrie in ihrer Besatzungszone (der späteren DDR) aber auch die Produktionslinie des Opel Kadetts in Rüsselsheim im Westen demontieren und übernehmen. Auch eine komplette Hafenanlage in Bremen ging nach Osten.

      Allerdings wurden die Opel-Werke in Rüsselsheim schwer beschädigt und tatsächlich konnten die russischen Ingenieure nur Zeichnungen und einige Formen und Pressen retten. Der Ende 1946 vorgeschlagene Moskvitch 400-420 wurde nach Zeichnungen des Opel Kadett und teilweise durch Reverse Engineering hergestellt.

      Die USA erhielten nur wenige Maschinen, sie hatten genug eigene, aber ihre Entschädigung bestand aus Patenten, Patenten, Erfindungen, Forschung im Wert von ungefähr 10 Milliarden US-Dollar, ganz zu schweigen von der Operation Paperclip, Tausenden von deutschen Wissenschaftlern, denen Immunität gewährt wurde, wenn sie entlarvt wurden in die USA ging zur Arbeit. Übrigens haben die Russen auch gerne die nötigen hochqualifizierten Deutschen in ihre Reihen aufgenommen.

      Auch die Briten bekamen ihren Anteil. Nicht umsonst waren sie die ersten nach Deutschland, die einen brauchbaren Kampfjet parat hatten, die Gloster Meteor war genauso deutsch wie die Moskvitch 400 also gut, Jeremy Clarkson, das wars.

      Moskwitsch 400

  6. Der Opel Kadett A von Richard Hammond Van schlug die anderen Teilnehmer des Top Gear Botwana Special 2007 mit Leichtigkeit. Hammond liebte seinen Opeltje so sehr, dass er ihn liebevoll „Oliver“ nannte und ihn aus Botswana importieren und restaurieren ließ.

    Top Gear Botsuana Fair Use

    • Dieses Botswana-Special war wirklich großartig.
      Mit dem Gewehr einen Schuss in den Boden, um das Wasser rauszubekommen.
      Und der Hamster schreit: „Oliveeeeeer“

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